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Schwanger mit 35: Wahrscheinlichkeit, Risiko und Erfahrungen

Blutungen in der Schwangerschaft

Heutzutage bekommen immer mehr Frauen ihr erstes Kind ganz bewusst mit 35 Jahren oder älter. Dies ist in erster Linie mit einer Verschiebung der Prioritäten sowie dem Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit zu erklären. Medizinisch gesehen gelten Frauen, die mit 35 Jahren ihr erstes Kind erwarten, bereits als Risikoschwangere sowie Spätgebärende.

Zwar sind die Risiken einer späteren Schwangerschaft statistisch gesehen erhöht, in Panik braucht ihr deswegen allerdings nicht zu verfallen. Mit einer guten ärztlichen Betreuung sowie das gewissenhafte Wahrnehmen der Vorsorgeuntersuchungen könnt ihr die Schwangerschaft in vollen Zügen genießen.

Hier erfahrt ihr die Gründe, warum immer mehr Frauen später mit der Familiengründung beginnen und auf was ihr als Risikoschwangere vermehrt achten solltet. Zudem klären wir euch über mögliche gesundheitliche Risiken einer späteren Schwangerschaft auf, aber auch welche Vorteile diese mit sich bringen kann.

Tendenz zu einer späteren Schwangerschaft

Das Alter, in dem Frauen zum ersten Mal schwanger werden, steigt immer weiter an. So lag das Durchschnittsalter der ersten Schwangerschaft im Jahre 1985 noch zwischen 21 und 25 Jahren, heutzutage liegt das durchschnittliche Alter bereits zwischen 29 und 31 Jahren.

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Laut Statistischem Bundesamt sind Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes mittlerweile 29,8 Jahre alt. Dabei lag im Jahr 2015 der Prozentsatz von Erstgebärenden, die 35 Jahre und älter waren, beinahe bei 20 Prozent und das mit steigender Tendenz.

Gründe für diese Entwicklung gibt es mehrere. Einer der Hauptgründe ist, dass viele Frauen ihren Kinderwunsch erstmal hinter ihre berufliche Karriere stellen. Nach der Schulausbildung wird häufig ein Studium oder eine Berufsausbildung begonnen und für den Lebenslauf machen sich einige Jahre Berufserfahrung natürlich auch nicht schlecht.

Zudem spielt der finanzielle Aspekt eine nicht zu unterschätzende Rolle, wenn es um die Frage der Familienplanung geht. So wollen viele Paare erst einmal arbeiten gehen und Geld ansparen, um sich eine Familie mit einem oder mehreren Kindern überhaupt leisten zu können.

Durch neue Behandlungsmethoden und die sich immer weiterentwickelnde künstliche Befruchtung können sich auch Paare, die nicht auf natürlichem Wege schwanger werden können, ihren langersehnten Kinderwunsch nach Jahren doch noch erfüllen.

Bei einigen Frauen stellt sich der Wunsch auf eine eigene Familie auch schlicht und ergreifend erst später ein oder der richtige Partner für die Familienplanung hat sich noch nicht gefunden. Hinzu kommt, dass immer mehr Ehen oder feste Partnerschaften deutlich später geschlossen werden, als es zu Zeiten der eigenen Eltern oder Großeltern der Fall war.

Risikoschwangerschaft ab 35 Jahren

Aus medizinischer Sicht gelten Schwangere bereits ab 35 Jahren als Risikoschwangere, dabei ist es ganz egal, wie fit und gesund die werdende Mama ist. Doch keine Angst, dies heißt nicht automatisch, dass eure Schwangerschaft risikoreich verlaufen wird oder ihr euch neun Monate lang schonen müsst.

Neben dem Alter können Faktoren, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Mehrlingsschwangerschaften, eine frühere Fehl- oder Frühgeburt, seelische Belastungen und sogar Heuschnupfen zu dem Vermerk „Risikoschwangerschaft“ führen. Somit liegt schätzungsweise bei über der Hälfte der Schwangeren eine Risikoschwangerschaft vor.

Doch was bedeutet es für euch, wenn in eurem Mutterpass der im ersten Moment besorgniserregende Vermerk „Risikoschwangerschaft“ eingetragen wird?

Sofern bei euch keine chronischen Erkrankungen vorliegen, bedeutet der Vermerk lediglich, dass euer Frauenarzt häufigere Vorsorgeuntersuchungen durchführt und eure Werte und Befunde im Laufe der Schwangerschaft genauer kontrolliert und überwacht.

Zudem achtet der Arzt verstärkt auf Risikofaktoren, wie beispielsweise Schwangerschaftsdiabetes und Präeklampsie. Dabei werden die Vorsorgeuntersuchungen bei einer Risikoschwangerschaft in der Regel alle vier Wochen und im letzten Schwangerschaftstrimester sogar alle zwei Wochen durchgeführt.

Für die Geburtskliniken bedeutet der Vermerk, dass für die Entbindung eventuell spezielle Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen oder das Baby unter Umständen eine besondere medizinische Versorgung braucht.

Gut zu wissen: Die Kosten für die zusätzlich anfallenden Vorsorgeuntersuchungen werden normalerweise komplett von den Krankenkassen übernommen. Das Gleiche gilt für eine eventuelle Fruchtwasseruntersuchung sowie für eine Gewebe-Untersuchung der Plazenta, um Fehlbildungen, Chromosomenschäden sowie andere Krankheiten frühzeitig erkennen zu können.

Mögliche Risiken einer späteren Schwangerschaft

Das Risiko an Gestose oder Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, steigt bei Frauen über 35 Jahren leicht an. Schwangerschaftsdiabetes ist eine Zuckerkrankheit, die zum ersten Mal in der Schwangerschaft auftritt und mit einem ungewöhnlich hohen Blutzuckerspiegel mit einhergeht.

Ausgelöst werden kann die Erkrankung, die mithilfe eines speziellen Zuckerbelastungstests festgestellt werden kann, durch die schwangerschaftsbedingte Hormonveränderung. In vielen Fällen verschwindet die Diabetes nach der Entbindung wieder von allein. Werden die Anweisungen des Arztes befolgt, besteht in der Regel keine gesundheitliche Gefahr für das Ungeborene.

Eine Gestose, die auch unter dem Namen Präeklampsie bekannt ist und an dieser nur Schwangere erkranken können, macht sich in erster Linie durch einen stark erhöhten Blutdruck bemerkbar. Zudem wird vermehrt Eiweiß über den Urin ausgeschüttet und es kommt häufig zu starken Wassereinlagerungen.

Untersuchungen haben gezeigt, dass auch Früh- und Fehlgeburten sowie Plazentastörungen und Gebärmuttermyome, bei welchen es sich um gutartige Wucherungen in der Gebärmuttermuskulatur handelt, häufiger auftreten.

Statistisch gesehen ist bei Frauen über 35 Jahren außerdem das Risiko von Trisomie 21, besser bekannt unter dem Namen Down-Syndrom, erhöht. Bei dieser häufigen Form der Chromosomen-Störung ist das 21. Chromosom dreimal statt zweimal vorhanden. Die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Down-Syndrom zu bekommen, liegt bei einer 35-Jährigen in etwa bei 1:360 und ist somit beinahe viermal häufiger als bei Frauen unter 30 Jahren.

Durch pränatale Untersuchungen, wie zum Beispiel der Nackenfaltenuntersuchung oder einer Fruchtwasseruntersuchung, können Fehlbildungen der Organe sowie Chromosomen-Abweichungen beim ungeborenen Kind festgestellt werden.

Unter anderem aus diesem Grund sind die Vorsorgeuntersuchungen, bei denen euch der Frauenarzt über alle wichtigen Aspekte der pränatalen Untersuchungen aufklärt und informiert, unabdingbar.

Auch steigt das Risiko eines Kaiserschnittes bei Schwangeren ab 35, was in erster Linie mit einem gesteigerten Sicherheitsbedürfnis aufgrund der Risikoschwangerschaft zusammenhängt. Aus medizinischer Sicht sind die präventiven Kaiserschnitte häufig gar nicht nötig. Gleichzeitig werden laut Statistik Geburten häufiger eingeleitet, als bei jüngeren Schwangeren.

Gut zu wissen:
Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit, Sodbrennen, Wassereinlagerungen oder Rückenprobleme hängen nicht mit dem Alter der Schwangeren zusammen und sind somit nicht ausgeprägter, als bei Schwangeren unter 35 Jahren.

Vorteile einer späteren Schwangerschaft

Eine spätere Schwangerschaft bringt einige Vorteile mit sich. So sind die werdenden Mütter oft in ihrer Lebenssituation sowie in ihrer Beziehung gefestigt. Vor allem, wenn die Schwangeren bereits ein oder mehrere Kinder haben, sehen sie der Schwangerschaft und dem Muttersein entspannter und durchaus gelassener entgegen.

Gleichzeitig stehen Frauen mit Mitte 30 finanziell meist besser da, als jüngere Schwangere. Häufig wird ein höheres Einkommen erzielt und viele Frauen stehen beruflich sowie finanziell auf eigenen Beinen und sind nicht von dem Gehalt ihres Partners abhängig.

Zudem sind Frauen mit 35 Jahren meist besser in der Arbeitswelt etabliert und konnten bereits wichtige Berufserfahrung sammeln, was unter anderem den Wiedereinstieg nach der Babypause enorm erleichtern kann.

Ein weiterer Vorteil ist, dass etwas ältere Mütter oft weniger Druck verspüren, trotz Kind so schnell wie möglich in den Beruf zurückzukehren. Und auch das Nachtleben hat in der Regel keine so große Anziehungskraft mehr, als es bei jüngeren Müttern häufiger der Fall ist.

Heutzutage ist außerdem der Altersunterschied zwischen den Eltern und den Kindern kein großes Thema mehr. Zum einen ist die Lebenserwartung in den Industrieländern stark gestiegen, zum anderen hat sich das Eltern-Kind-Verhältnis zwischen den Generationen gewandelt.

Viele ältere Schwangere achten während der Schwangerschaft zudem verstärkt auf eine gesunde sowie ausgewogene Ernährung, sind körperlich aktiv und nehmen die Vorsorgeuntersuchungen gewissenhaft und zuverlässig wahr.

Gleichzeitig können sie die Bedürfnisse ihres Körpers meist besser deuten und oft reagieren reifere Frauen gelassener auf die schwangerschaftsbedingten körperlichen Veränderungen.

Darauf sollten Schwangere ab 35 Jahren besonders achten

Gerade für Risikoschwangere gilt, sich ausgewogen und gesund zu ernähren, sich körperlich fit zu halten sowie für ausreichend Bewegung zu sorgen. Achtet in der Schwangerschaft auf eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Vollkornprodukten sowie frischem Obst und Gemüse.

Zudem sollte euer Speisplan Trockenfrüchte, Lein-, Floh- oder Chiasamen sowie Milchprodukte und ausreichend Eiweiß enthalten. Diese Lebensmittel wirken sich gleichzeitig positiv bei schwangerschaftsbedingten Blähungen sowie bei Verstopfung aus.

In der Schwangerschaft sowie in der Stillzeit ist es essenziell, dass ihr auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (2,5 bis 3 Liter täglich), am besten in Form von stillem Mineralwasser sowie ungesüßten Tees, achtet.

Zudem sollten sich Schwangere generell viel und regelmäßig bewegen, um Rückenproblemen, Wassereinlagerungen und anderen lästigen Schwangerschaftsbeschwerden effektiv vorzubeugen. Schwangerschaftstaugliche Aktivitäten sind neben langen Spaziergängen, Yoga und Pilates, Schwimmen, Nordic Walking sowie Schwangerschaftsgymnastik.

In der Schwangerschaft benötigt euer Körper außerdem besonders viele Vitamine und Spurenelemente, um euch und euer Baby ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. Allen voran Folsäure, Eisen, Magnesium und Kalzium, Zink, Kalium, Vitamin A, B und C.

Folsäure wird euch zu Beginn der Schwangerschaft von eurem Frauenarzt verschrieben, da diese unter anderem Fehlbildungen, wie beispielsweise einen offenen Rücken, vorbeugt und gleichzeitig wichtig für die mütterliche Blutversorgung ist.

Tipp:
Folsäure ist in vielen Obstsorten, wie zum Beispiel in Erdbeeren, Äpfeln und Avocados enthalten. Energiespendende Bananen stecken hingegen voller wichtigem Kalzium und Kalium.

Bevor ihr allerdings auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreift, solltet ihr dies im Vorfeld mit eurem Frauenarzt oder eurer Hebamme abklären.

Fazit

Ab 35 Jahren erhalten schwangere Frauen in ihrem Mutterpass den Vermerk „Risikoschwangerschaft“. Dies bedeutet in erster Linie, dass die Vorsorgeuntersuchungen häufiger stattfinden, als es sonst der Fall wäre.

Durch die engmaschigen Vorsorgeuntersuchungen kann der Frauenarzt frühzeitig feststellen, ob sich unter Umständen eine Schwangerschaftsdiabetes oder eine Gestose entwickelt hat. Neben Früh- oder Fehlgeburten besteht bei Schwangeren ab 35 außerdem ein höheres Risiko, dass das Kind am sogenannten Down-Syndrom erkrankt.

Werden die Vorsorgeuntersuchungen jedoch gewissenhaft und regelmäßig wahrgenommen, ist eine Schwangerschaft mit 35 sicherlich kein Grund zur Sorge und kann in vollen Zügen genossen werden.

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