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Mehrlingsschwangerschaft – Entwicklung, Risiko & Geburt

Mehrlingsschwangerschaft

Bei einer klassischen Schwangerschaft wird ein Ei befruchtet und ein Kind ausgetragen. Schon bei der Befruchtung der Eizelle wird es klar, ob das Kind ein Junge oder Mädchen wird. Die sogenannten Mehrlingsschwangerschaften sind eine Seltenheit. Laut der Hellin-Regel ist nur eine von 85 Schwangerschaften eine Zwillingsschwangerschaft. Drillingsschwangerschaften sind noch seltener – nur eine unter 7.000 Schwangerschaften ist eine Drillingsschwangerschaft (85 x 85 = 85² = 7.225). Vierlingsschwangerschaften kommen nur ein Mal auf 600.000 Schwangerschaften vor (85 x 85 x 85 = 85³ = 614.125). Dabei muss man aber erwähnen, dass die Zahl der Mehrlingsschwangerschaften in den letzten Jahren gestiegen ist. Der Grund dafür liegt in den immer häufiger vorgenommenen Hormonbehandlungen und an den künstlichen Befruchtungen. Frauen über 35, die schon bereits ein Kind oder Mehrlinge geboren haben, können mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auf eine erneute Mehrlingsschwangerschaft hoffen.

Entwicklung einer Mehrlingsschwangerschaft

Eine Mehrlingsschwangerschaft kommt vor, wenn sich mehrere Embryonen in der Gebärmutter gleichzeitig entwickeln. Falls die Schwangere über 35 Jahre alt ist und schon eine Geburt hinter sich hat, oder wenn eine hormonelle Fruchtbarkeitsbehandlung (z.B. eine künstliche Befruchtungheterologe Insemination) vorgenommen wurde, liegt die Wahrscheinlichkeit umso höher. Bei zwei gleichzeitig heranwachsenden Kindern spricht man von einer Zwillingsschwangerschaft. Mehrlingsschwangerschaft als Begriff gilt dann, wenn es bei einer Schwangerschaft mindestens drei gleichzeitig heranwachsenden Kindern gibt. Bei einer Drillingsschwangerschaft oder bei Vierlingsschwangerschaft sind verschiedene Kombinationen von eineiigen oder zweieiigen Zwillingen möglich:

  • Eineiige Zwillinge. Teilt sich eine Eizelle nach der Befruchtung in zwei Zellkerne mit identischen Erbanlagen, dann spricht man von eineiigen Zwillingen. Vorausgesetzt, die Teilung erfolgt innerhalb der ersten drei Tage. In diesem Fall nisten sich zwei Keimblasen in der Gebärmutterschleimhaut ein. Die Entwicklung der Embryonen erfolgt parallel. Allerdings befindet sich jedes der beiden Embryonen in seiner eigenen Frucht- und Chorionhöhle (diamniotisch und dichorisch). Sie sind jeweils über eine eigene Plazenta mit der Mutter verbunden. Wenn sich die Eizelle erst nach dem vierten Tag teilt, kommt es zu Bildung von nur einem Chorion und zwei Fruchthöhlen (monochorisch und diamniotisch). Die Versorgung der beiden Kinder erfolgt dann über dieselbe Plazenta. Das kommt lediglich bei einer von 50 Zwillingsschwangerschaften vor (gemeinsame Plazenta und zwei getrennte Fruchthöhlen/monochorial-diamnial). Das gefährdet die Gesundheit der Kinder und muss unbedingt behandelt werden. Kommt es zu einer Teilung nach dem achten Tag, entwickeln sich beide Embryonen in derselben Chorion- und Fruchthöhle (monochorisch und monoamniotisch) und werden über eine einzige Plazenta versorgt. Eine besondere Form der eineiigen Zwillinge entsteht dann, wenn es zu einer Teilung erst nach dem 12. bis 14. Tag kommt. Man spricht dann von siamesischen Zwillingen. Es ist eine Fehlentwicklung, beide Föten werden dabei miteinander verbunden. Siamesische Zwillinge kommen bei etwa einer von insgesamt 45.000 Geburten vor.
  • Zweieiige Zwillinge. Sie entstehen aus zwei Eizellen, die zur gleichen Zeit befruchtet werden. Zweieiige Zwillinge müssen nicht zwangsläufig gleich aussehen, sie können auch gleich- oder verschiedengeschlechtlich sein. Die Geburt von zweieiigen Zwillingen wird vor allem durch In-vitro-Fertilisation (künstliche Befruchtung) begünstigt. Dabei werden in die Gebärmutter einer Frau jeweils mehrere befruchtete Eizellen eingesetzt, was zur Entstehung von Mehrlingen führen kann. Diese werden immer zweieiig und jedes Kind wird über eine eigene Plazenta versorgt.
  • Drillinge, Vierlinge (Mehrlinge). Diese Schwangerschaften entstehen aus unterschiedlichen Kombinationen eineiiger und zweieiiger Kinder.

Anzeichen und Diagnose bei einer Mehrlingsschwangerschaft

Es gibt keine direkten Symptome für eine Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaft. Allerdings kann man anhand einiger Hinweise erkennen, wenn eine Zwillingsschwangerschaft vorliegt. Bei einer Zwillingsschwangerschaft befindet sich mehr HCG im Blut der Schwangeren, was oft zu früherer, stärkerer Übelkeit führen kann. Darüber hinaus nehmen die Frauen bei einer Mehrlingsschwangerschaft früher stärker zu. Es kann auch vorkommen, dass die Gebärmutter bereits zu groß ist für eine konkrete Schwangerschaftswoche, als es bei einem Einling im Normalfall wäre. Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaften werden oft schon bei der ersten Ultraschalluntersuchung zwischen der neunten und der zwölften Woche diagnostiziert. Zwillinge können schon auch in der 6. oder 7. Schwangerschaftswoche festgestellt werden, wenn zwei Fruchthöhlen erkennbar sind. In diesem frühen Stadium kommt es leider oft vor, dass noch ein Embryo abgeht ( Vanishing twin). Bei einer Zwillingsschwangerschaftsdiagnose wird die Schwangere sofort als eine Risikoschwangere eingestuft, weil solche Schwangerschaften prinzipiell als Risikoschwangerschaften gelten. Die Diagnose sollte jedoch nicht gleich zur Verunsicherung führen. Damit stellt der Arzt lediglich fest, dass eventuell auftretende Risiken durch eine intensivere Vorsorge und Überwachung von vornherein ausgeschaltet werden sollen.

Risiken und Komplikationen bei Mehrlingsschwangerschaften

Bei Mehrlingsschwangerschaften sollten die Mütter besonders auf sich achten. Die Belastung für die Frauen ist dann erhöht. Das kommt schon alleine durch das erhöhte Körpergewicht, was die Beine wie auch die Wirbelsäule, die Muskulatur und das Bindegewebe auf eine harte Probe stellt. Mit folgenden Schwangerschaftsbeschwerden ist dann zu rechnen:

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  • Blutarmut (Anämie)
  • Schlaflosigkeit
  • Rückenschmerzen
  • Krampfaderbildung
  • Verstopfungen
  • Blutstauung in den Beinen
  • Bluthochdruck
  • Zwerchfellhochstand (mögliche Herzbeschwerden und Atemnot)
Hinweis
Vor allem im letzten Trimester ist besondere Vorsicht geboten. Die Schwangeren sollten dann jegliche körperlichen Anstrengungen und Stress vermeiden, weil es dadurch zu vorzeitigen Wehen kommen könnte. Frühgeburten kommen bei Mehrlingsschwangerschaften oft vor. Sie werden durch einen vorzeitigen Blasensprung oder eine Zervixinsuffizienz ausgelöst. Die Schwangerschaftsdauer bei Mehrlingsschwangerschaften hängt von der Anzahl der Kinder ab: Je mehr Kinder die Mutter austrägt, desto kürzer die durchschnittliche Schwangerschaftsdauer. Eine „normale“ Schwangerschaft dauert im Schnitt 267 Tage, bei Zwillingen dauert sie aber nur noch etwa 262 Tage. Bei Drillingen ist die Schwangerschaft durchschnittlich noch kürzer und dauert etwa 247 Tage.

Zu den möglichen Risiken bei Mehrlingsschwangerschaften zählen unter anderem:

  • Fehlgeburten
  • ein intrauteriner Fruchttod
  • Wachstumsverzögerungen
  • Fehlbildungen,
  • Durchblutungs- und Ernährungsstörungen (fetofetales Transfusionssyndrom, FFTS).

Das Risiko erhöht sich bei Zwillingen mit einer gemeinsamen Chorionhöhle (monochorisch). Bei dem sogenannten FFTS-Syndrom kommt es zur Entwicklung eines ungeborenen Kindes auf Kosten der anderen Kinder, wobei die Schwächeren in ihrer Entwicklung zurückbleiben. Die Versorgung der Mehrlinge in der Gebärmutter ist der ausschlaggebende Punkt, der für ihre gesunde Entwicklung verantwortlich ist. Im günstigsten Fall wächst jedes der Kinder in einer eigenen Fruchthöhle heran und wird von einer eigenen Plazenta versorgt. Bei ungünstigsten Voraussetzungen wachsen beide Kinder in einer Fruchthöhle heran und teilen sich eine Plazenta.

So können die Schwangeren Problemen bei einer Mehrlingsschwangerschaft vorbeugen

Eine Mehrlingsschwangerschaft bedeutet für die Frauen eine besondere körperliche Belastung. Die Schwangerschaftsbeschwerden können durch Entspannungsübungen wie Yoga, Autogenes Training, Atemübungen oder Akupunktur reduziert werden. Die Haut kann sich besonders stark dehnen und Risse bilden. Dafür empfiehlt es sich, die beanspruchten Körperstellen, wie Brüste, Hüfte und Bauch, mit Ölen zu massieren, damit das Bindegewebe elastisch bleibt. Eine ausgewogene Ernährung ist bei Mehrlingsschwangerschaften von großer Bedeutung. Das Essen soll zudem reich an Eisen, Jod und Kalzium sein. Des Weiteren sollten Frauen ausreichend trinken. Die Schwangerschaftsbeschwerden betreffen die Mehrlingsmütter stärker, weil es zwei oder mehr Kinder in der Gebärmutter heranwachsen. Das fängt schon in den ersten Schwangerschaftswochen an. Die Gebärmutter wird größer als bei normalen Schwangerschaften und auch die Blutmenge steigt in den ersten Wochen einer Mehrlingsschwangerschaft besonders an. Eine unnatürliche Gewichtszunahme am Anfang der Schwangerschaft kann ein Zeichen für eine Mehrlingsschwangerschaft sein. Bei manchen Zwillingsmüttern kann das Körpergewicht bis zur zwölften Woche um 6 Kilo und mehr steigen. Bei Geburt der Kinder kommen die Frauen dann auf 17 bis 20 Kilo Mehrgewicht (bei einem Kind sind es 8 bis 13 Kilo).

Behandlungsmethoden bei einer Mehrlingsschwangerschaft

Bei Mehrlingsschwangerschaften bekommen die Frauen eine besonders intensive medizinische Betreuung. Die Vorsorgeuntersuchungen werden in kürzeren Zeitabständen durchgeführt, damit die Ärzte bei Komplikationen schneller eingreifen können. Manchmal kommt es bei Mehrlingsschwangerschaft vor, dass sich ein Kind viel schneller entwickelt als seine Geschwister. Falls sie sich noch eine Plazenta teilen, muss dieses Ungleichgewicht durch eine spezielle Behandlung behoben werden. Dafür nimmt man einem Kind im Mutterleib das Blut ab und führt es den anderen Kindern zu. Dadurch bleiben die schwächeren Kinder nicht zu stark in der Entwicklung zurück, was zu gesundheitlichen Schäden führen könnte. Bei Mehrlingsschwangerschaft versuchen die Ärzte die Geburt so lange wie möglich hinauszuzögern, damit die Entwicklung der Kinder möglichst weit vorangeschritten ist. Wenn aber die Wehen frühzeitig eintreten oder eines der Kinder nicht ausreichend versorgt wird, kann eine frühere Geburt nicht vermieden werden. Als eine unterstützende Maßnahme gibt man den Kindern spezielle Medikamente, um die Lungen der Kinder schneller reifen zu lassen. Nach der Geburt bekommen sie dann weniger Probleme mit der Atmung.

Verlauf einer Mehrlingsgeburt

Mehrlingsgeburten werden immer als Risikogeburten angesehen. Eine Klinikgeburt ist in diesem Fall besonders zu empfehlen. Auf diese Weise können die Ärzte rechtzeitig eingreifen und die Mutter sowie ihre Kinder optimal betreuen. Das Risiko einer Frühgeburt ist bei Mehrlingsschwangerschaften besonders hoch: Rund sieben Prozent der Zwillinge und 15 Prozent der Drillinge werden bereits vor der 30. Schwangerschaftswoche geboren. Die medizinischen Voraussetzungen für eine Mehrgeburt sind hochgestellt. Bei jeder Mehrlingsgeburt muss mindestens >

  • ein Geburtshelfer,
  • eine Hebamme
  • ein Neonatologe (Expert für Neugeborenenmedizin),
  • und eine Kinderkrankenschwester

dabei sein.

Bei Komplikationen während der Schwangerschaft empfehlen die Mediziner ab der 32. Schwangerschaftswoche eine Einleitung der Geburt oder den Kaiserschnitt. Im Prinzip werden Drillinge, Vierlinge und weitere Mehrlinge in Deutschland immer per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Bei den Zwillingen ist das anderes – sie können bei guter Entwicklung ab der 33. Schwangerschaftswoche in der Regel ohne Probleme vaginal entbunden werden. Da die Geschwister nicht selten in den Zeitabständen von 20 bis 30 Minuten geboren werden, werden Mehrgeburten oft mittels Kardiotokografie (CTG) überwacht, um die Herztöne des Ungeborenen und die Wehen zu messen. Die Zurückbildung der Gebärmutter kann nach einer Mehrlingsgeburt etwas länger dauern. Nach Mehrlingsgeburten behandelt man die Mütter deswegen medikamentös gegen zu hohe Blutverluste.

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