Vater, Mutter, Kind: Das klassische Familienmodell ist auch mit dem Co-Parenting möglich, allerdings mit einem wesentlichen Unterschied, denn die Eltern des Kindes führen keine Beziehung miteinander. Somit kommt das alternative Familienmodell in erster Linie für Alleinstehende, Alleinerziehende sowie für Homosexuelle mit Kinderwunsch infrage.
Inhalt dieses Beitrags
- 1 Was ist Co-Parenting?
- 2 Co-Parenting in der Praxis
- 3 Was ist bei der Auswahl eines Co-Parents zu beachten?
- 4 Rechtliche Grundlagen des Co-Parentings
- 5 Co-Parenting Plattformen und Webseiten
- 6 Vorteile von Co-Parenting
- 7 Nachteile und mögliche Folgen von Co-Parenting
- 8 Zusammenfassung zum Thema Co-Parenting
In diesem Artikel erklären wir euch, wie das moderne Familienmodell funktioniert und auf was ihr bei der Suche eines potenziellen Elternteils achten solltet. Zudem informieren wir euch eingehend über die Vor- und Nachteile des Co-Parentings und welche rechtlichen Fragen im Vorfeld der verabredeten Elternschaft geklärt werden müssen.
Was ist Co-Parenting?
Nicht jedem ist es vergönnt, als liebendes Paar ein Kind zu zeugen und dieses großzuziehen und auch nicht immer ist diese Form der Familiengründung überhaupt gewollt. Ist unabhängig von einer geführten Liebesbeziehung sowie der eigenen sexuellen Orientierung dennoch ein Kinderwunsch vorhanden, kann das Co-Parenting eine mögliche Alternative darstellen, um die langersehnte Mutter- oder Vaterrolle für ein Kind einnehmen zu können. Beim Co-Parenting, welches auch unter dem Begriff Co-Elternschaft bekannt ist, handelt es sich um ein alternatives und noch relativ junges Familienmodell, bei dem die Familiengründung ganz bewusst, aber ohne eine Liebesbeziehung zwischen den zukünftigen Elternteilen und unabhängig von der sexuellen Orientierung angegangen wird.
Grundgedanke des Co-Parentings ist, gemeinsam ein biologisches Kind großzuziehen, ohne dabei eine sexuelle oder romantische Liebesbeziehung miteinander einzugehen. Der Kinderwunsch sowie eine Liebesbeziehung zwischen den Eltern des Kindes werden bei diesem Familienmodell somit getrennt voneinander betrachtet. Eine Co-Elternschaft besteht also immer dann, wenn mindestens zwei Menschen im beidseitigen Einvernehmen die Verantwortung für ein Kind sowie die Kindererziehung und -pflege übernehmen. Zwar ist es möglich und in diesem Familienmodell durchaus nicht ungewöhnlich, dass ein homosexuelles Paar gemeinsam mit einem Co-Partner ein Kind großzieht, allerdings kann das Sorgerecht laut Gesetz nur von maximal zwei Menschen übernommen werden.
In den meisten Fällen findet die Zeugung des Kindes bei dieser alternativen Form der Familiengründung durch künstliche Befruchtung, wie zum Beispiel der sogenannten Bechermethode, und nicht durch den Geschlechtsakt statt. Dennoch geht es beim Co-Parenting nicht um eine anonyme Samenspende oder Leihmutterschaft, die in Deutschland sowieso nicht erlaubt ist, sondern darum, gemeinsam ein Kind zu zeugen und diesem beim Aufwachsen unterstützend und liebend zur Seite zur stehen.
Co-Parenting in der Praxis
Das alternative Familienmodell des Co-Parentings kam in den 60er- Jahren erstmals in den USA auf, bevor die Idee auch Einzug in Deutschland gehalten hat. Nach und nach wurde das Konzept der etwas anderen Art der Familiengründung insbesondere bei Singles, Alleinerziehenden sowie homosexuellen Paaren mit Kinderwunsch bekannt und seither immer häufiger in Anspruch genommen. Die potenziellen Partner für die gemeinsame Familienplanung können im Internet auf diversen Plattformen, die sich auf Co-Parenting spezialisiert haben, gesucht und gefunden werden.
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Bei dem arrangierten und bewusst gewählten Familienglück kommen verschiedene Konstellationen infrage, wobei die Co-Parenting-Familie neben dem Kind in der Regel zwei bis vier Elternteile umfasst: So kann beispielsweise ein lesbisches Paar gemeinsam mit einem schwulen Paar die Kindererziehung übernehmen oder das gleichgeschlechtliche Paar entscheidet sich für eine potenzielle Co-Mutter, beziehungsweise einen Co-Vater. Häufig gründen auch eine alleinstehende Frau sowie ein alleinstehender Mann ganz unabhängig von ihrer Sexualität und ohne miteinander verheiratet, beziehungsweise in einer Liebesbeziehung zu sein, eine kleine Familie. Dabei kann die Zeugung entweder durch den natürlichen Geschlechtsakt oder durch eine künstliche Befruchtung erfolgen.
Zudem kann Co-Parenting eine interessante Alternative für heterosexuelle Single-Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch sein, die entweder den richtigen Partner noch nicht gefunden haben oder emotional ungebunden bleiben möchten. Hier spielt natürlich auch das Ticken der biologischen Uhr eine große Rolle, denn bereits ab Mitte 30 werden die Chancen auf eine Schwangerschaft geringer. Fehlt dann auch noch ein fester Partner, erscheint die Erfüllung des Kinderwunsches unerreichbar. Häufig suchen alleinstehende Frauen, die partnerschaftlich ungebunden bleiben möchten, ein schwules Paar für die gemeinsame Kindererziehung. Doch auch von alleinerziehenden Müttern oder Vätern, die sich ein Geschwisterchen für ihr Kind wünschen, wird das Co-Parenting in Anspruch genommen.
Damit das Paar bei der Kindererziehung an einem Strang ziehen kann und Streitigkeiten vorgebeugt werden, müssen gewisse Dinge im Vorfeld abgeklärt werden: So sollten die potenziellen Eltern vor der Zeugung des Kindes darüber reden, wer welche Verantwortlichkeiten sowie Zuständigkeiten übernimmt, wer wann wieviel Zeit mit dem Kind verbringen darf und welche Werte sowie Erziehungsmethoden in die Erziehung einfließen sollen. Wie das Familienleben letztendlich gestaltet werden soll, wird individuell von den Familienmitgliedern festgelegt, weshalb ähnliche Wertevorstellungen und Normen von Vorteil sind.
Was ist bei der Auswahl eines Co-Parents zu beachten?
Zwar gehen die Elternteile beim Co-Parenting keine romantische oder sexuelle Beziehung miteinander ein, dennoch wird mit der Zeugung des Kindes eine lebenslange Bindung eingegangen, weshalb der Co-Parent mit Bedacht ausgewählt werden muss. Unterschiedliche Erziehungs- und Wertevorstellungen sowie Kommunikationsprobleme führen auf lange Sicht gesehen zu wiederkehrenden Konflikten und Streit. Für das Kind ist es umso schöner, je freundschaftlicher und harmonischer das Verhältnis zwischen Mutter und Vater ist, weshalb bereits beim ersten Kennenlernen eine gewisse Sympathie vorhanden sein sollte.
In erster Linie sollten die potenziellen Elternteile auf der gleichen Wellenlänge liegen und dieselben Ziele und Wertevorstellung in der Erziehung verfolgen. Zudem ist Ehrlichkeit ein wichtiger Punkt, der in die Auswahl eines geeigneten Co-Parents einfließen sollte. Um die richtige Wahl zu treffen, wird daher empfohlen, sich vor der Zeugung über einen längeren Zeitraum kennenzulernen und sich über die wichtigsten Dinge in Bezug auf die bevorstehende Kindererziehung auszutauschen. Eine vertrauensvolle Basis sowie ein offener und freundschaftlicher Umgang miteinander sind für eine funktionierende Familie essenziell.
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In der Kennenlernphase sollte deshalb unter anderem eingehend über die Vorstellungen der Elternschaft, infrage kommende Erziehungsmethoden, Werte, Wünsche und die Religion gesprochen werden. Neben den gleichen Werten sowie einer gegenseitigen Sympathie ist es von Vorteil, wenn die Wohnorte der beiden zukünftigen Elternteile nicht allzu weit voneinander entfernt liegen. Durch eine geringere räumliche Distanz können sich die Eltern gleichberechtigt um das Kind kümmern und es muss nicht regelmäßig auf die Mutter oder den Vater verzichtet werden.
Diese Fragen sollten bereits vor einer möglichen Zeugung gemeinsam mit dem potenziellen Co-Elternteil besprochen werden:
- Wie soll das Kind gezeugt werden? (Bechermethode, Geschlechtsverkehr, etc.?)
- Wer kommt finanziell für welche Dinge auf?
- Wo lebt das Kind in der meisten Zeit?
- Getrennte Haushalte, gemeinsame Wohnung oder Wohngemeinschaft?
- Wie soll der Familienalltag gestaltet werden?
- Welche Erziehungsmethoden kommen infrage?
- Wird die Kindererziehung zu gleichen Teilen übernommen?
- Fungiert ein Elternteil nur als eine Art Tante oder Onkel?
- Was wäre, wenn ein neuer Partner und somit weitere Kinder ins Spiel kommen?
Rechtliche Grundlagen des Co-Parentings
Wie sieht es mit der Co-Parenting-Rechtslage aus und ist ein Vertrag zwischen den Eltern notwendig? Grundsätzlich verhält es sich in Deutschland beim Co-Parenting rechtlich gesehen wie bei einem unverheirateten Paar, welches gemeinsam ein Kind hat. Sind die leibliche Mutter und der leibliche Vater zum Zeitpunkt der Geburt ihres Kindes nicht verheiratet, geht das alleinige Sorgerecht automatisch zur Kindsmutter über. Vorausgesetzt, es wurde vorab keine Sorgeerklärung beim zuständigen Jugendamt abgegeben. Wird hingegen eine Sorgeerklärung eingereicht und die Vaterschaft vom Jugendamt anerkannt, bekommen beide Elternteile das gemeinsame Sorge- und Umgangsrecht für ihr Kind zugeteilt.
In erster Linie umfasst das Sorgerecht die Bestimmungen zur Lebensführung und Zukunft des gemeinsamen Kindes. Das wiederum bedeutet, dass alle Entscheidungen, welche die Zukunft des Kindes betreffen, nur gemeinsam und mit der Zustimmung des anderen Erziehungsberechtigten getroffen werden dürfen. Mit dem gemeinsamen Sorgerecht wird der Vater zudem unterhaltspflichtig und die Mutter des Kindes hat mindestens in den ersten drei Lebensjahren des Kindes einen Anspruch auf finanzielle Unterstützung. Mit der Volljährigkeit des Kindes erlischt das gemeinsame Sorgerecht automatisch.
Da es sich beim Co-Parenting in gewisser Weise um eine Zweckgemeinschaft zur gemeinsamen Kindererziehung handelt, sollten die beteiligten Partner vor der Zeugung unbedingt einen spezialisierten Anwalt für Familienrecht aufsuchen. In diesem Zuge können die wichtigsten rechtlichen Dinge, wie zum Beispiel das gemeinsame Sorge- und Umgangsrecht, der Unterhalt sowie andere finanzielle Fragen, gemeinsame Urlaubszeiten mit dem Kind sowie alle Rechte und Pflichten beider Parteien vorab geregelt werden. Im Großen und Ganzen sollten also alle rechtlichen Angelegenheiten vor der Zeugung des Kindes geregelt werden, die verheiratete Paare für gewöhnlich nach einer Trennung entscheiden müssen.
Co-Parenting Plattformen und Webseiten
Homosexuelle Paare oder Singles, heterosexuelle Alleinstehende sowie Alleinerziehende mit Kinderwunsch können sich auf speziellen Co-Parenting-Plattformen und Webseiten auf die Suche nach einem potenziellen Partner begeben, um gemeinsam ein Kind zu bekommen und großzuziehen. Eine Partnerschaft oder Geschlechtsverkehr ist hierfür nicht nötig, denn das Kind wird in den meisten Fällen durch die Bechermethode oder eine andere Art der künstlichen Befruchtung gezeugt.
Zu den bekanntesten und größten Plattformen gehören Familyship.org, Co-Eltern.de sowie Copartentalys.com, bei welchen Interessierte gezielt nach einem möglichen Partner suchen können. Des Weiteren informieren die Plattformen eingehend über das Thema Co-Parenting und es gibt zahlreiche Erfahrungsberichte von Eltern, die ihr Familienglück über diesen Weg gefunden haben. Neben Co-Parenting-Erfahrungen können sich Interessierte zudem in einem Co-Parenting-Forum mit anderen Personen austauschen und aktiv nach einem potenziellen Partner für die gemeinsame Kinderplanung suchen und im Anschluss ein freundschaftliches Verhältnis zueinander aufbauen. Weder die sexuelle Orientierung noch der Familienstand ist hierbei von Bedeutung.
Vorteile von Co-Parenting
Bei der Co-Elternschaft entscheiden sich die Elternteile ganz bewusst für die Familienplanung und es besteht ein sehr großer Kinderwunsch, der durch die Möglichkeit des Co-Parenting erfüllt werden kann. Aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass sich die Eltern im Vorfeld eingehend mit dem Thema Kinderplanung sowie -erziehung auseinandergesetzt und sich den Co-Parent gezielt ausgesucht haben, um das Wunschkind dementsprechend umsorgen und fördern zu können. Bei der Auswahl wird unter anderem darauf geachtet, dass ähnliche Erziehungsziele verfolgt werden und Einigkeit über die Wertevorstellungen und Normen herrscht. In den meisten Fällen besteht außerdem ein freundschaftliches, respektvolles und teilweise sehr enges Vertrauensverhältnis zwischen den Elternteilen.
Darüber hinaus sind die Eltern bei einer Co-Elternschaft meist sehr engagiert und im Alltag des Kindes präsent. Da die elterliche Beziehung auf einer rein platonischen Ebene verläuft, kommt es in der Regel zu weniger Streitigkeiten und Unstimmigkeiten bezüglich der Erziehung. Des Weiteren werden die wichtigsten Fragen in Sachen Kindererziehung, die jeweiligen Rechte und Pflichten, die Rollenverteilung der Miteltern, mit welchen Werten das Kind aufwachsen soll, gemeinsame Urlaube, wo sich das Kind wann aufhält sowie die finanziellen Aspekte, meist im Vorfeld vertraglich geregelt, was wiederum das Konflikt-Potenzial stark minimiert.
Durch die fehlenden romantischen und sexuellen Komponenten in einer Co-Elternschaft können Absprachen oftmals einfacher getroffen werden, als es in einer partnerschaftlichen Liebesbeziehung oder nach einer Trennung der Fall ist. Zudem kann eine Freundschaft stabiler als eine Partnerschaft sein, was sich wiederum positiv auf die Kindererziehung auswirkt, da das Kind vor einem Rosenkrieg sowie Loyalitätskonflikten verschont bleibt. Das bringt uns zu einem weiteren Vorteil der Co-Elternschaft, denn bei einer Trennung oder Scheidung der Eltern ist der Vater nach der räumlichen Trennung häufig weniger präsent. Indem der Vater beim Co-Parenting in der Regel eine überdurchschnittliche Präsenz zeigt, profitiert das Kind von den positiven Auswirkungen der Rollenverteilung sowie des Rollenverhaltens.
Ein weiterer und sehr weitreichender Vorteil ist, dass sich die biologischen Eltern beim Co-Parenting kennen und die Zeugung des gemeinsamen Kindes nicht durch eine anonyme Samenspende oder durch eine in Deutschland verbotene Leihmutterschaft vonstattengeht. Das Kind weiß, wer seine Eltern sind, woher es kommt und es kennt seine wahre Identität, was für die Entwicklung und das gesamte weitere Leben äußert wichtig ist. Zudem ermöglicht eine Co-Elternschaft, dass der Kinderwunsch nicht im Ausland und somit zum Teil am Rande der Legalität erfüllt werden muss.
Wir haben euch alle Vorteile der Co-Elternschaft auf einen Blick zusammengefasst:
- Modernes Familienmodell, welches dem Kind eine stabile sowie harmonische Basis bietet
- Die Entscheidung einer Familiengründung wird ganz bewusst und nach einer gründlichen Reflexion getroffen
- Kinderwunsch kann auch ohne einen Partner erfüllt werden
- Homosexuelle Paare bekommen die Möglichkeit, ein Kind großzuziehen
- Die beteiligten Miteltern sind sehr präsent und gehen respekt- und vertrauensvoll miteinander um
- Durch die rein freundschaftliche Beziehung werden emotional geladene Konflikte zwischen den Eltern vorgebeugt
- Arbeitsteilung wird im Vorfeld geklärt, weshalb die familiäre Belastung geringer ist
- Planungssicherheit ist durch mehrere Miteltern gegeben
- Es herrscht Einigkeit hinsichtlich der Wertevorstellungen sowie Erziehungsmethoden
- Die Familienplanung erfolgt ganz bewusst und wird im Vorfeld sehr gut durchdacht
- Vertragliche Vereinbarungen im Vorfeld der Zeugung sorgen in der Erziehung für Klarheit und schaffen ein stabiles Fundament
- Durch ausbleibende partnerschaftliche Streitigkeiten oder gar Trennungen bleibt ein negativer Einfluss auf die Psyche des Kindes aus und Loyalitätskonflikten wird vorgebeugt
- Überdurchschnittliche Präsenz des Vaters
- Alleinerziehende oder Alleinstehende werden durch die geteilte Betreuung entlastet
Nachteile und mögliche Folgen von Co-Parenting
Wächst ein Kind in einer Co-Parenting-Familie auf, gibt es oftmals mehr Bezugspersonen, was auf der einen Seite mit Vorteilen verbunden ist, auf der anderen Seite allerdings auch gewisse Risiken mit sich bringen kann. So bekommt das Kind zwar in der Regel sehr viel Aufmerksam und wird vielseitig gefördert, allerdings muss es sich auch an viele unterschiedliche Regeln halten. Kritiker der modernen Familienkonstellation geben unter anderem zu bedenken, dass durch die fehlende romantische Beziehung der Eltern und der damit einhergehenden Tatsache, dass es im Familienalltag seltener zu Streitigkeiten und Unstimmigkeiten kommt, das Konfliktverhalten der Kinder unzureichend gefördert wird. Hier muss jedoch erwähnt werden, dass es dafür keine wissenschaftlichen Belege gibt.
Darüber hinaus kann es bei diesem Familienmodell zu rechtlichen Unstimmigkeiten oder Uneinigkeiten in den Erziehungsmethoden kommen, insbesondere wenn in gleichgeschlechtlichen Konstellationen mehrere Personen involviert sind. Um Konflikten vorzubeugen, sollten daher im Vorfeld alle wichtigen Fragen eingehend geklärt und auf vertraglicher Basis festgehalten werden.
Nicht zu unterschätzen bei alternativen Familienmodellen und somit auch beim Co-Parenting ist der richtige Umgang mit der Neugierde sowie den Vorurteilen außenstehender Personen. Die ständigen Erklärungen sowie Rechtfertigungen können bei den Elternteilen unter Umständen für großen Unmut sorgen und die Freude über das arrangierte Familienglück trüben. Nichtsdestotrotz ist die Gesellschaft inzwischen viel aufgeklärter und die Akzeptanz gegenüber alternativen Familienmodellen wird zum Glück immer höher. Die Kinder hingegen bekommen meist erst im Kindergarten mit, dass ihre Familienzusammenstellung anders ist und die Eltern von den anderen Kindern in einer Liebesbeziehung miteinander zusammenleben. Aus diesem Grund sollten die Eltern ihrem Kind auf kindgerechte sowie angemessene Art und Weise über ihr gewähltes Familienmodell aufklären. In den meisten Fällen kommen die Kinder sehr gut damit klar.
Sofern sich die Co-Eltern untereinander gut verstehen, einen freundschaftlichen sowie respektvollen Umgang pflegen und sich an ihre Abmachungen halten, sollten für das Kind jedoch keine Nachteile oder Probleme entstehen. Diese Meinung teilen im Übrigen auch zahlreiche Psychologen sowie Experten in dem Gebiet der Kindererziehung. Wichtiger als eine klassische Familienkonstellation ist, dass das Kind in einem harmonischen und liebevollen Umfeld aufwächst und sich jederzeit auf seine Eltern verlassen kann. Indem alle beteiligten Erwachsenen Liebe, Sicherheit, Vertrauen und Geborgenheit vermitteln, wird das Kind bestens auf seinem Weg ins Erwachsenenalter begleitet und unterstützt. Ob die Beziehung der Eltern auf einer romantischen oder freundschaftlichen Ebene basiert, ist bei einem behüteten Zuhause nachrangig.
Zusammenfassung zum Thema Co-Parenting
Das alternative Familienmodell ermöglicht alleinstehenden Frauen und Männern, Alleinerziehenden sowie gleichgeschlechtlichen Paaren oder homosexuellen Singles ihren Kinderwunsch zu erfüllen und eine Familie gründen zu können. Dabei geht es bei der gemeinsamen Elternschaft weder um eine romantische Liebesbeziehung zwischen den Eltern noch ist die sexuelle Orientierung oder der Beziehungsstatus von Belang. In den meisten Fällen erfolgt die Zeugung durch die sogenannte Bechermethode oder eine andere Form der künstlichen Befruchtung und seltener durch den natürlichen Geschlechtsakt. Ein geeigneter Partner für die Familiengründung kann auf speziellen Co-Parenting-Plattformen gefunden werden, auf welchen sich Interessierte nicht nur kennenlernen, sondern auch über ihre Wertevorstellungen austauschen können.
Um später in der Kindererziehung Konflikten vorzubeugen und das Wohl des Kindes in den Mittelpunkt zu stellen, sollten vor der Zeugung alle relevanten Fragen in Sachen Unterhalt, Umgang mit dem Kind, die jeweiligen Rechte und Pflichten sowie die Erziehungsmethoden geklärt und in einer vertraglichen Vereinbarung festgehalten werden. Wird die geteilte Elternschaft gewissenhaft und wohlüberlegt ausgeführt, überwiegen die Vorteile für das Kind. Das Konzept der Co-Elternschaft zeigt zudem deutlich, dass sich die klassischen Familienmodelle im Wandel befinden und alternative Familienbilder längst nicht mehr unbekannt sind. Das Wichtigste ist, dass das Kind in einem harmonischen, stabilen und liebevollen Umfeld großgezogen wird und sich auf all seine Elternteile verlassen kann – unabhängig von der sexuellen Orientierung sowie dem elterlichen Beziehungsstatus.