Noch heute sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie in vielen Bereichen deutlich zu spüren. Welchen Einfluss die Maßnahmen zur Bekämpfung und Eindämmung des Virus auf die Schwimmleistung der Kinder hat, eröffnet eine Studie der DLRG aus dem vergangenen Jahr. Geschlossene Schwimmbäder und der Ausfall des Schwimmunterrichtes sorgten dafür, dass zahlreiche Kinder selbst nach dem Grundschulalter noch immer kein Schwimmabzeichen erlangt haben. Welche Gefahren das mit sich bringt, wie die aktuelle Situation in Schulen sowie Schwimmbädern ist und wie eure Kinder am besten schwimmen lernen, erklären wir euch in folgendem Artikel.
Inhalt dieses Beitrags
- 1 Wieso hatten es Schwimmanfänger zu Corona-Zeiten schwer?
- 2 Wie weit sind die Kinder im Rückstand?
- 3 Welche Gefahren gibt es für Kinder im Wasser?
- 4 Wann lernen Kinder das Schwimmen?
- 5 Ist ein Schwimmkurs sinnvoll?
- 6 Wie lernen Kinder am besten Schwimmen?
- 7 Wie nützlich sind Schwimmhilfen?
- 8 Reicht der Schwimmunterricht in der Schule aus?
Wieso hatten es Schwimmanfänger zu Corona-Zeiten schwer?
Die Corona-Pandemie hat die ganze Welt aus dem Konzept gebracht. Zahlreiche Maßnahmen zur Eindämmung des Virus brachten weitreichende Folgen mit sich. Eine davon zeigt sich nun in den Zahlen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bezüglich der Schwimmabzeichen, die in den letzten Jahren vergeben wurden. Hier zeigt sich, dass deutlich weniger Kinder das Schwimmen erlernt haben als vor der Corona-Pandemie. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Über Monate hinweg hatten Schwimmbäder geschlossen, der Schwimmunterricht fiel aus und wenn doch ein Schwimmbad geöffnet hatte, mussten die Kinder mit kaltem Wasser vorliebnehmen, da die Heizkosten die Einnahmen überstiegen. Den Kindern fehlte die Möglichkeit, ihre Schwimmfähigkeiten zu trainieren und im Wasser zu üben.
Wie weit sind die Kinder im Rückstand?
Laut der DLRG wurde in den letzten Jahren anhand der vergebenen Schwimmabzeichen ersichtlich, wie weit die Kinder im Rückstand sind. Im Jahr 2021 lag die Anzahl der vergebenen Schwimmabzeichen bei 38.112. Zwar haben sich die niedrigen Zahlen im Jahr 2022 mit 78.716 abgenommenen Schwimmabzeichen verdoppelt, trotzdem liegt das Niveau noch zu niedrig. Selbst 2022 liegt die Anzahl der Schwimmabzeichen noch knapp 14 Prozent unter dem Niveau von 2019. Die Kinder in Deutschland sind also nach wie vor im Rückstand. Laut der DLRG kann jedes fünfte Kind aus der Grundschule nicht schwimmen. Vor der Corona-Pandemie belief sich der Anteil lediglich auf 10 Prozent.
Bestätigen lässt sich dieses Phänomen durch das Seepferdchen-Abzeichen, das Kinder erhalten, wenn sie die Grundfertigkeiten des Schwimmens erlernen. 2017 hatten 69 Prozent der Grundschüler das Seepferdchen-Abzeichen in der Tasche, 2022 war es nur noch die Hälfte der Grundschulkinder. Mittlerweile zeigt sich ein Trend nach oben, denn im letzten Jahr wurde mit 56.248 Seepferdchenabzeichen eine Steigerung von 17 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 verzeichnet.
Welche Gefahren gibt es für Kinder im Wasser?
Immer wieder machen Schreckensnachrichten in den sozialen Medien die Runde. Jedes Jahr kommt es zu Unfällen am Badesee, im Schwimmbad oder im Pool. Das Tückische am Ertrinken: Es geht in der Regel unbemerkt vonstatten. In den wenigsten Fällen kann ein Ertrinkender schreien, winken oder anderweitig auf sich aufmerksam machen. Auch bei Kindern können fatale Situationen im Wasser eintreten. So kann es bei dem Sprung ins kalte Gewässer zu einer Überreizung der Nerven kommen. Das Kind kann vor Schreck in die Bewusstlosigkeit fallen. Sobald der Atemreflex wieder funktioniert, füllt sich die Lunge mit Wasser. Der Reflex, die Luft unter Wasser anzuhalten, verliert sich bei Neugeborenen ein paar Monate nach der Geburt. Er muss später erst wieder antrainiert werden.
Die Gefahren im Schwimmbad werden in diesem Video aufgezeigt:
Hotelpools oder Schwimmbäder bergen ebenfalls Gefahren. Kinder toben oft unkontrolliert im Wasser, springen vom Beckenrand oder von Sprungbrettern. Die Verletzungsgefahr ist hoch, die Gefahr des Ertrinkens nicht von der Hand zu weisen. Während in Schwimmbädern eine Aufsicht durch Bademeister gegeben ist, werden manche Hotelpools lediglich durch Kameras überwacht. In einigen Meldungen ist von Schwimmunfällen die Rede, die durch den Sog von Wasserpumpen entstehen. Noch unberechenbarer sind Badeseen, bei denen das kalte Wasser Gefahren wie Unterkühlung oder Muskelkrämpfe mit sich bringt. Ungesicherte Badestellen mit großer Tiefe oder einem stark abfallenden Ufer haben Schwankungen in der Wassertemperatur von bis zu 15 Grad Celsius. Vor allem stark überhitzte Körper im Sommer reagieren sehr empfindlich auf das kalte Wasser.
Schon gute Schwimmer können bei diesen Bedingungen Probleme bekommen. Kinder, die gar nicht oder nicht gut schwimmen können, schweben im tiefen Wasser ohne eine entsprechende Schwimmhilfe in höchster Gefahr.
Wann lernen Kinder das Schwimmen?
Wann Kinder bereit sind, das Schwimmen zu erlernen, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es gibt Kinder, die schon von klein auf wenig Angst im Wasser haben. Sie lieben das Plantschen, das Tauchen und sind kaum aus dem Wasser zu bekommen. Andere stehen dem kühlen Nass respektvoller gegenüber, sie sind vorsichtiger und sie trauen sich anfangs kaum vom Beckenrand weg. Ob schon mit 4 Jahren oder erst mit 6 oder 7 Jahren, jedes Kind erlernt das Schwimmen im eigenen Tempo.
Wichtig ist, dass Eltern keinen Druck machen und das Kind dazu überreden, womöglich über seine Grenzen hinaus zu gehen. Das kann Ängste schüren oder das Kind verunsichern. Sinnvoller ist es, die Kinder schon früh an das Wasser zu gewöhnen. Ob beim Babyschwimmen oder in der Badewanne, es lohnt sich, euer Kind mit den Bewegungen im Wasser vertraut zu machen. Regelmäßige Schwimmbadbesuche und das Toben im Wasser hilft den Kleinen, das Koordinationsvermögen zu schulen oder erste Tauchversuche zu machen.
Ist ein Schwimmkurs sinnvoll?
Ob ein Schwimmkurs für das Kind sinnvoll ist, solltet ihr als Eltern selbst entscheiden. Im Schwimmkurs lernen die Kinder die richtigen Bewegungen. Sie werden unter Aufsicht animiert und das gemeinsame Schwimmen mit gleichaltrigen Kindern kann helfen, Ängste vor dem Wasser zu besiegen. Für einige Kinder ist der Druck, der dadurch entsteht, eher ungeeignet. Wenn ihr das Gefühl habt, dass euer Kind im Wasser eher vorsichtig ist und eure Nähe sucht, kann es helfen, zunächst allein mit ihm das Schwimmen zu üben.
Mehr über den Schwimmkurs erfahrt ihr in diesem Video der DLRG:
Wie lernen Kinder am besten Schwimmen?
Nicht immer ist die nötige Zeit vorhanden, regelmäßig einen Schwimmkurs zu besuchen. Oft sind die Kurse voll besetzt und es besteht eine Wartezeit von mehreren Monaten. Wenn ihr euch dazu entscheidet, euren Kindern das Schwimmen selbst beizubringen und so die Kosten für den Schwimmkurs zu sparen, solltet ihr einige wichtige Dinge beachten. Dafür haben wir euch nachfolgend hilfreiche Tipps zusammengestellt:
- Schwimmarten: Das Kind sollten zwar mit den verschiedenen Techniken wie Kraulschwimmen, Rückenschwimmen und Brustschwimmen vertraut sein, allerdings kann es sich als nachteilig erweisen, sich anfangs auf eine Technik festzulegen. Gegebenenfalls hilft es eurem Kind, zunächst beim Brustschwimmen die froschartigen Bewegungen der Beine wegzulassen und stattdessen mit den Füßen zu strampeln. So kann es sich auf die Armbewegungen konzentrieren und später, wenn es gelernt hat, sich über Wasser zu halten, die Beinbewegungen optimieren.
- Beinbewegungen: Um die Beinbewegungen zu lernen, könnt ihr eurem Kind Hilfsmittel wie eine Schwimmnudel oder ein Schwimmbrett zur Verfügung stellen. Es kann sich mit den Armen an der Schwimmhilfe festhalten, der Oberkörper bleibt über Wasser. So können sich Schwimmanfänger besser auf die Beinbewegungen konzentrieren.
- Armbewegungen: Die Schwimmnudel vor der Brust beziehungsweise unter den Achseln eignet sich ebenfalls, um den Oberkörper über Wasser zu halten und die Armbewegungen zu trainieren. Die Hände werden vor der Brust aneinander gelegt und wie ein Pfeil nach vorne geschoben, die gestreckten Arme beschreiben dann unter Wasser einen großen Kreis. Wichtig ist, dass die Daumen dabei nach unten zeigen.
- Wasserlage: Durch Schwimmhilfen wie Schwimmflügel haben viele Kinder im Wasser eine senkrechte Haltung. Die Beine hängen tief im Wasser. Für eine flache Wasserlage und das Schwimmtraining eignen sich eher Schwimmhilfen wie Schwimmgurte, deren Auftrieb sich individuell einstellen lässt.
Wie nützlich sind Schwimmhilfen?
Schwimmhilfen wie Schwimmreifen oder Schwimmflügel können anfangs helfen, das Kind ans Wasser zu gewöhnen. Sie haben sehr viel Auftrieb und die Kinder können frei im Wasser spielen. Allerdings haben diese Schwimmhilfen den Nachteil, dass sie dem Kind ein falsches Gefühl von Sicherheit geben. Euer Kind kann den Auftrieb im Wasser ohne die entsprechende Schwimmhilfe nicht einschätzen. Zudem beeinflussen Schwimmreifen und Schwimmflügel die Wasserlage, da die Kinder hier eine senkrechte Haltung haben. Es ist sinnvoll, die Schwimmhilfen zwischendurch abzulegen und als Elternteil das Kind im Wasser zu halten, damit es ein besseres Gefühl für das Wasser bekommt.
Schwimmhilfen wie Schwimmwesten, Schwimmbretter, Schwimmnudeln oder Schwimmgurte eignen sich besser zum Schwimmenlernen. Sie beeinflussen die Wasserlage nicht so stark und unterstützen das Kind bei den ersten Schwimmversuchen. Der Auftrieb vieler Schwimmgurte lässt sich zudem individuell einstellen.
Reicht der Schwimmunterricht in der Schule aus?
Deutschlandweit ist der Schwimmunterricht im Fach Sport ein Bestandteil des Lehrplans. Trotzdem ist die Schwimmstunde an vielen Schulen nicht regelmäßig durchführbar. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen haben in den letzten Jahren zahlreiche Schwimmbäder geschlossen. Der Schwimmunterricht kostet Zeit und Geld. Hinzu kommt der erhöhte Transport- und Zeitaufwand, wenn kein Schwimmbad in unmittelbarer Nähe der Schule ist.
Für den Schwimmunterricht sind mehr Aufsichtspersonen erforderlich als bei einer normalen Unterrichtsstunde, was einen höheren, personellen Aufwand erfordert. Zwar sind aktuell keine Schwimmbad-Schließungen als Corona-Maßnahmen vorgesehen, allerdings sorgen die steigenden Energiekosten dafür, dass insbesondere kleinere Schwimmbäder im Winter geschlossen bleiben. Als Eltern solltet ihr euer Kind also bestmöglich vorbereiten und euch nicht gänzlich darauf verlassen, dass die Kinder in der Grundschule das Schwimmen im Schwimmunterricht erlernen.