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Helikopter-Eltern: Übersicht zu typischen Merkmalen des Erziehungsstils

Eltern wollen ihr Kind in jeder Lebenslage beschützen und vor Enttäuschungen bewahren. Die elterliche Fürsorge ist völlig normal und vor allem wichtig, um Kinder zu selbstbewussten und empathischen Menschen zu erziehen. Eine übertriebene Fürsorge sowie eine permanente Kontrolle seitens der Eltern sind allerdings nicht förderlich für die Entwicklung des Kindes, welches im Alter flügge wird und sich zudem in der Gesellschaft behaupten muss.

In diesem Artikel erfahrt ihr unter anderem, was typisch für das Verhalten von Helikopter-Eltern ist und ob ihr vielleicht selbst diesen Erziehungsstil anwendet. Zudem haben wir Tipps, auf was ihr in der Erziehung eures Kindes achten solltet.

Was sind Helikopter-Eltern?

Wo gehst du hin? Was machst du? Was hast du vor? Stellt man sich Helikopter-Eltern oder Hubschrauber-Eltern bildlich vor, kann man sehen, wie Eltern ständig über dem Kopf ihres Kindes kreisen, um jeden Schritt zu kontrollieren und aufpassen zu können, dass dem Nachwuchs nichts passiert. Helikopter-Eltern streben dabei eine perfekte Erziehung an und wollen ihr Kind in erster Linie vor Gefahren, Konflikten, Problemen sowie Enttäuschungen jeglicher Art bewahren und ihm unangenehme Erfahrungen ersparen.

Dabei ist es völlig egal, ob zu Hause, bei Freunden, in der Kita, in der Schule oder bei diversen Freizeitaktivitäten: Die Eltern greifen permanent in das Geschehen ein, wissen über jeden Schritt Bescheid und wollen jeden Schaden von ihrem Kind abwenden. Sobald nur der Hauch einer Gefahr zu spüren ist, greifen die Eltern ein und räumen das Hindernis aus dem Weg. Kurz gesagt: Das Leben von Helikopter-Eltern dreht sich hauptsächlich darum, das Kind in jeder Situation zu beschützen, Gefahren fernzuhalten und das Wohlergehen zu gewährleisten. Kennzeichnend für die Überbehütung ist außerdem, dass die Eltern versuchen, ihrem Kind jeden Wunsch von den Augen abzulesen.

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Nicht selten sind Helikopter-Eltern insbesondere bei Erziehern und Lehrern gefürchtet, denn das Einmischen in die Angelegenheiten des Kindes ist neben einer übertriebenen Fürsorge eine weitere Eigenschaft dieses Erziehungsstils. Auf der anderen Seite zeichnen sich Helikopter-Eltern häufig damit aus, dass sie hohe Anforderungen in der Schule, aber auch in alltäglichen Situationen an den Nachwuchs stellen.

Dies wiederum kann zu einem erhöhten Leistungs- sowie Bildungsdruck führen, denn der Alltag der Kinder wird nicht selten von außerschulischen Bildungsangeboten, Musikunterricht, Sportvereinen oder sonstigen Freizeitaktivitäten dominiert. Schulische Leistungen, sportliche Erfolgserlebnisse, künstlerische Erfolge und das Ausführen von Hobbys nehmen somit einen großen Stellenwert in der Familie ein und werden nachhaltig von den Eltern gefördert.

Gut zu wissen:
Der mittlerweile weit verbreitete Erziehungsstil ist von Kontrolle, Überfürsorge, schulischer und außerschulischer Förderung sowie einer unnötigen Verwöhnung seitens der Eltern geprägt.

Woher kommt der Begriff?

Bereits 1969 wurde der Begriff „Helikopter-Eltern“ von dem israelischen Psychologen Haim G. Ginott in seinem Buch „Between Parent and Teenager“ erwähnt. Einen Boom erlebte der Begriff doch erst etliche Jahre später. Hierzulande bekannt geworden ist der Begriff „Helikopter-Eltern“ vor allem durch die amerikanische Kinder- und Familientherapeutin Wendy Mogel, welche die Überbehütung von Kindern und deren Folgen zum Thema in ihrem 2001 in den USA erschienen Buch „The Blessings of a Skinned Knee“ gemacht hat. Hierzu schreibt Wendy Mogel:

Von außen betrachtet, wirkt das Familienleben perfekt. Die Eltern besuchen jede Schulaufführung und jedes Fußballspiel ihrer Kinder. Sie kennen alle Freunde ihrer Kinder und die Berufe der Eltern. Wenn die Schulleistungen abfallen, organisieren sie Nachhilfe. Doch in ihrer Erziehungsarbeit konzentrieren sich Helikopter-Eltern auf das „Mikromanagement“ der wechselnden Launen des Kindes – auf spontane Ängste und materielle Forderungen.

Gut zu wissen:
Vor allem unter Einzelkindern ist das Phänomen der überbesorgten Eltern weit verbreitet. Dies liegt mitunter daran, dass das Kind die volle Aufmerksamkeit abbekommt und die Eltern mehr Zeit haben, sich um die individuellen Bedürfnisse und Wünsche zu kümmern.

Habe ich Helikopter-Eltern?

Seinem Nachwuchs stets mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, ihm Liebe und Geborgenheit zu geben und vor allem in den ersten Lebensjahren für ein behütetes Aufwachsen zu sorgen, sollte für Eltern selbstverständlich sein. Wichtig ist allerdings, dass die Fürsorge nicht in eine Überfürsorge oder in einen Kontrollwahn ausartet. Um zu erkennen, ob ihr vielleicht selbst zur Kategorie übervorsichtige Helikopter-Eltern gehört, haben wir euch typische Verhaltensmuster sowie einige Beispiele aus dem Alltag zusammengefasst:

  • Eltern wittern überall Gefahren
  • Eltern erledigen selbst Kleinigkeiten oder einfache Aufgaben für ihr Kind
  • Der Nachwuchs und deren Launen stehen stets im Mittelpunkt
  • Eltern sind überängstlich und greifen vorschnell in harmlose Situationen ein
  • Mögliche Hindernisse werden frühzeitig aus dem Weg geräumt
  • Materielle Wünsche werden häufig erfüllt
  • Kinder werden überallhin begleitet, sei es in die Schule, zum Musikunterricht, zu Freunden oder auf den Sportplatz, auch wenn dies nicht nötig ist
  • Kinder werden bis vor das Schultor oder gar bis vor die Klassenzimmertür gebracht
  • Anstatt mit anderen Kindern spielen die Eltern vorwiegend selbst mit ihrem Kind
  • Kinder müssen keine Verantwortung übernehmen
  • Freunde dürfen nicht selbst gewählt werden, sondern werden von den Eltern auserkoren
  • Der Tag wird minutiös mit außerschulischen Aktivitäten durchgetaktet
  • Eltern räumen ihren Kindern kaum oder zu wenig Zeit zum Spielen ein
  • Kinder werden nicht in den Haushalt mit einbezogen
  • Schulische Leistungen stehen im Vordergrund
  • Eltern stellen hohe Ansprüche an ihre Kinder
  • Das Gespräch mit Lehrern oder Erziehern wird häufig gesucht
  • Bei sportlichen Freizeitaktivitäten werden Erfolge oder Misserfolge mit dem Trainer debattiert
  • Jeder Schritt des Kindes wird verfolgt, womöglich mit einer Smartphone-App
  • Treffen werden von den Eltern ausgemacht und nicht von den Kindern selbst
  • Eltern fällt es schwer, Grenzen zu setzen und den Kindern Regeln zu vermitteln
  • Schwächen des Kindes werden häufig ignoriert

Auch Langeweile bei den Kindern kann von Helikopter-Eltern schlicht und ergreifend nicht ausgehalten werden. Sobald der Nachwuchs mal mürrisch und unmotiviert ist, nichts mit sich anzufangen weiß oder gelangweilt auf der Couch herumlümmelt, wird nach einer sinnvollen Beschäftigung gesucht. Die Kinder bekommen somit nicht die Möglichkeit, sich selbst kreativ zu beschäftigen oder einfach mal gelangweilt zu sein. Helikopter-Eltern wollen sicher gehen, dass ihr Kind weder unglücklich noch gelangweilt ist oder es ihm an Spaß oder gar Lernmöglichkeiten fehlt.

Helikopter Eltern Karikatur

Älteren Kindern wird zudem die eigene Freizeit-Planung mit Freunden erschwert, denn Helikopter-Eltern wollen jede Verantwortung übernehmen und die Entscheidungen treffen, auch wenn es darum geht, etwas mit Freunden oder Mitschülern zu unternehmen. So entscheiden nicht die Kinder selbst, sondern die Eltern, ob und welche Freunde nach Hause eingeladen werden dürfen, ob ins Kino oder doch lieber ins Museum gegangen wird oder wie die Freizeit generell verbracht wird.

Negative Auswirkungen auf das Kind

Häufig werden Helikopter-Eltern von anderen Eltern als Kontrollfreaks belächelt und als überehrgeizig oder übertrieben fürsorglich abgestempelt. Doch was ist falsch daran, das Leben seines Kindes möglichst aktiv zu begleiten und stets Entscheidungshilfen anzubieten? Sofern sich die Fürsorge auf ein normales Maß begrenzt, ist dagegen natürlich überhaupt nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil, denn ein behütetes Aufwachsen, Zuneigung, Aufmerksamkeit und die Fürsorge der Eltern sind das A und O in der Kindererziehung und wichtig, um zu einem verantwortungsvollen, selbstständigen und selbstbewussten Menschen heranzuwachsen.

Dennoch müssen Kinder unbedingt ihre eigenen Erfahrungen sammeln und ab einem bestimmten Alter auch ihre eigenen Entscheidungen treffen. Dabei gehört es einfach zum Leben dazu, dass manche Entscheidungen nicht ganz so klug getroffen werden und leider können auch nicht alle Erfahrungen positiv sein. Doch nur durch unterschiedliche und eigene Erfahrungen können Kinder lernen, es in Zukunft anders und somit besser zu machen. Indem Eltern also permanent um ihr Kind kreisen, tun sie weder sich selbst noch ihrer Tochter oder ihrem Sohn einen Gefallen.

Ein Buchtipp zum Thema Helikopter Eltern

Da es Kinder von Helikopter-Eltern gewöhnt sind, permanent im Mittelpunkt zu stehen und alle Wünsche auch ohne vorangegangene Leistungen erfüllt zu bekommen, wollen diese natürlich auch in anderen Situationen als wichtigste Person angesehen werden. Mit ein Grund weshalb es beim Spielen mit Gleichaltrigen oder in der Schule häufiger zu Streitereien untereinander kommt. Zudem wird den Kindern eine unrealistische Anspruchshaltung sowie eine Führungsstellung anerzogen, die spätestens mit dem Besuch der Schule für Probleme und Auseinandersetzungen mit Klassenkameraden sorgen kann.

Im Zuge dessen kann es zu einem aggressiven Verhalten des überbehüteten Kindes gegenüber Mitschülern kommen. Doch auch das Gegenteil ist häufig der Fall: Das Kind zieht sich aus der Gruppe zurück und rutscht somit in die Rolle des Außenseiters. Indem Kinder Opfer von Mobbing werden, sinkt das Selbstwertgefühl sowie das Selbstbewusstsein und es kommt zu Selbstzweifeln. Die Kinder werden schüchtern und trauen sich nicht mehr, ihre Meinung zu äußern oder sich zu wehren. Besonders schlimm wird es für das betroffene Kind, sollten sich die Eltern beim Streit zwischen den Mitschülern einmischen oder sich bei den Lehrern oder Erziehern beschweren.

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Ein weiteres Problem ist, dass Helikopter-Eltern ihren Kindern Entscheidungen abnehmen, was diesem das eigene Denken und Handeln verwehrt. Die Kinder sind häufig sehr unselbstständig und fühlen sich unsicher, müssen sie selbst plötzlich eine Entscheidung treffen. Indem Eltern ihren Kindern alles durchgehen lassen und diese keinen Gegenwind oder Konsequenzen zu spüren bekommen, besteht zudem die Gefahr, dass diese neben Unselbstständigkeit später zu Narzissmus neigen. Gleichzeitig wird durch das Verhalten der Eltern eine falsche Form von Disziplin vermittelt. Wir haben euch weitere mögliche Auswirkungen einer Überbehütung zusammengefasst:

  • Überzogene Ansprüche gegenüber der Umwelt
  • Mangelnde Leistungsbereitschaft
  • Unfähig Kompromisse zu schließen
  • Fehlende Fähigkeit Probleme oder Konflikte zu lösen
  • Abhängigkeit von den Eltern, auch im Erwachsenenalter
  • Kinder sind dem Erwachsenenleben unter Umständen nicht gewachsen

Sowohl durch die Überforderung als auch die hohen Ansprüche haben die Kinder von Helikopter-Eltern zudem häufig nicht ausreichend Zeit, um ihre Umwelt spielerisch wahrzunehmen und zu erkunden, was die weitere Entwicklung durchaus negativ beeinträchtigen kann. Das unbeschwerte Kindsein ist oft nicht möglich, da der Leistungsdruck seitens der Eltern zu hoch ist.

Gleichzeitig können sich Kinder durch zu viel Kontrolle und Liebe regelrecht erdrückt fühlen. Das kann dazu führen, dass sich die Kinder in ihrer weiteren Entwicklung früh von ihren Eltern abnabeln und im Jugend- sowie Erwachsenenalter weniger Kontakt suchen oder um Rat fragen. Doch auch das andere Extrem ist laut Studien weit verbreitet: Kinder von Helikopter-Eltern wollen das elterliche Heim nicht verlassen oder kehren bei den kleinsten Widerständen des Lebens wieder zurück in ihr Elternhaus.

Belastungsprobe für Lehrer

Was sich häufig schon in der Kita oder im Kindergarten bemerkbar macht, verschärft sich mit dem Schulbeginn des Kindes. Spätestens, wenn die ersten schlechten Noten mit nach Hause gebracht werden oder das Kind angeblich ungerecht behandelt wurde, wird das Verhältnis zwischen Helikopter-Eltern und Lehrern auf eine harte Probe gestellt.

So empfinden viele Helikopter-Eltern schlechte Noten als eigenen Misserfolg und legen, ob berechtigt oder nicht, Beschwerde beim Lehrer ein. Es ist jedoch wichtig, dass Kinder lernen, mit Misserfolgen zurechtzukommen und diese in etwas Positives umzuwandeln. Zudem müssen Eltern ihre Kinder loslassen können, um deren Selbstständigkeit sowie Eigenverantwortung nachhaltig zu fördern.

Bitte beachten: Eltern erfüllen einen Erziehungsauftrag, wohingegen Lehrer in erster Linie für den Bildungsauftrag der Kinder zuständig sind. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass beide Parteien miteinander und nicht gegeneinander arbeiten, um sowohl die Erziehung als auch die Bildung der Mädchen und Jungen zu gewährleisten.

Warum gibt es Helikopter-Eltern?

Im Jahr 1970 liefen noch sage und schreibe rund 90 Prozent der Erstklässler ohne ihre Eltern zur Schule. Zum Vergleich: 30 Jahre später, also im Jahr 2000, waren es nur noch etwa 15 Prozent der Erstklässler und laut einer Forsa-Umfrage wurde 2012 sogar jedes 5. Kind mit dem Auto zur Schule gebracht. Auf Bäume klettern oder die Umwelt auf eigene Faust erkunden? Allein in den Park, in den Supermarkt oder auf den Spielplatz? In der heutigen Zeit oft Fehlanzeige und generell hat der Bewegungsradius von Kindern in den letzten Jahren drastisch abgenommen.

Doch aus welchen Gründen nimmt die übertriebene Fürsorge der Eltern immer mehr zu? Im Grunde genommen liegen die Hauptursachen an den gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre und Jahrzehnte sowie an ausgeprägten Zukunftsängsten. Wir haben euch die häufigsten Ursachen für das Helikopter-Phänomen zusammengefasst:

Trend zur Kleinfamilie: Früher war es ganz selbstverständlich, mehrere Kinder zu haben und nicht selten war es der Fall, gleichzeitig auf Nachbarskinder oder die Nichten und Neffen aufzupassen. Heutzutage geht der Trend jedoch zur Kleinfamilie mit dem klassischen Bild Mutter, Vater, Kind. Demzufolge widmen Eltern ihre ganze Aufmerksamkeit ihrer Tochter oder ihrem Sohn, sie beginnen zu glucken und lassen ihr Kind keine Sekunde aus den Augen.

Druck auf Eltern steigt: Unter anderem der Bildungsdruck und die Frühförderung nehmen einen immer größer werdenden Stellenwert in der heutigen Gesellschaft ein, weshalb sich Eltern zunehmend unter Druck gesetzt fühlen. Hinzu kommt, dass Eltern untereinander regelrecht mit dem Können ihrer Kinder konkurrieren und es in einigen Fällen zu einem Wettbewerb geworden ist, welches Kind zuerst krabbeln, laufen, lesen oder eine Fremdsprache sprechen kann.

Früher Leistungsdruck: Eltern machen sich bereits im Kindergarten oder in der Grundschule über die späteren Karrierechancen ihres Kindes Gedanken, obwohl der Beruf oder das Studium noch in weiter Zukunft liegt. Aus diesem Grund wird das Kind frühzeitig gefördert und hat kaum noch Zeit, seine Kindheit zu genießen und eigene Erfahrungen zu sammeln.
Leben in der Stadt: Kinder, die in der Stadt und nicht auf dem Land aufwachsen, genießen meist weniger Freiheiten und sind selten unbeaufsichtigt.

Alter der Eltern: Eltern in der Mittelschicht sind im Durchschnitt älter, als es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Dies bedeutet, dass die Erziehung mehr auf wissenschaftlichen Fakten beruht. Zudem wollen die Eltern das Beste aus ihrem Kind herausholen und dieses so gut wie nur möglich fördern.

Kind benötigt besonders viel Fürsorge: Ist das Kind zu früh oder krank zur Welt gekommen und hat daher in den ersten Lebensmonaten besonders viel Zuwendung benötigt, bleibt die übertriebene Fürsorge häufig weiter Bestandteil der Kindererziehung. Auch unter langersehnten Wunschkindern oder nach vorangegangener Fehlgeburten sind Helikopter-Eltern stark verbreitet.

Mangelndes Vertrauen ins Schulsystem: Einige Eltern haben ein mangelndes Vertrauen in das deutsche Schulsystem, was unter anderem daran liegt, dass dieses in internationalen Vergleichsstudien, wie zum Beispiel der Pisa-Studie, lediglich durchschnittlich abschneidet. Aus diesem Grund werden die Kinder von den Eltern in außerschulischen Bereichen umso mehr gefördert.

Hilfreiche Erziehungstipps

Kinder sollen behütet aufwachsen und von ihren Eltern Liebe, Verständnis, Aufmerksamkeit und Geborgenheit erfahren, denn unter anderem diese Eigenschaften machen die Basis für eine gute Erziehung aus. Durch eine permanente Überwachung, indem Eltern ihren Kindern alle Entscheidungen abnehmen sowie ihrem Nachwuchs jegliche Verantwortung entziehen, wird jedoch die freie Entfaltung beeinträchtigt und die Persönlichkeitsentwicklung negativ beeinflusst. Hinzu kommt, dass die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein der Kinder leidet, was sich im Erwachsenenalter bemerkbar machen kann.

Die Bindung zu ihrem Kind ist bei Helikopter-Eltern im Übermaß vorhanden, wohingegen die Autonomie häufig vollständig auf der Strecke bleibt. Doch es ist durchaus möglich, aus der Spirale der Überfürsorge auszubrechen. Damit euer Kind zu einem verantwortungsvollen, hilfsbereiten, selbstständigen und selbstbewussten Menschen heranwachsen kann und nicht von elterlicher Überfürsorge und permanenter Kontrollsucht erdrückt wird, haben wir einige hilfreiche Tipps in Sachen Kindererziehung:

Grenzen und Regeln

Kinder benötigen Grenzen und Regeln, um unter anderem Sicherheit und Halt erleben zu können. Durch Regeln erfahren Kinder ein Gefühl der sozialen Zugehörigkeit und sie finden sich zudem besser in ihre Rolle in einer Gruppe ein. Grenzen wiederum dienen mitunter dem Zweck der Orientierung und zeigen Kindern, was diese erwarten können und wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten sollen. Es ist wichtig, Kindern nicht alles durchgehen zu lassen, Klartext zu reden und bei einer Nicht-Einhaltung der Regeln Konsequenzen folgen zu lassen. Auf diesem Wege lernen Kinder, Verantwortung für ihre Handlungen und Fehler zu übernehmen.

Selbstständigkeit fördern

Fehler sind wichtig, um daraus zu lernen und es beim nächsten Mal richtigzumachen. Lasst euer Kind daher unbedingt auch mal Fehler machen und eigene Entscheidungen treffen. Nur so ist gewährleistet, dass euer Kind selbstständig wird und sich etwas zutraut. Helft eurem Kind auf eigenen Beinen zu stehen, anstatt ihm jegliche Verantwortung oder Entscheidung abzunehmen.

Versucht euch bewusst zu machen, dass nicht überall Gefahren lauern und euer Kind nicht permanent Risiken ausgesetzt ist. Indem ihr eurem Kind gewisse Dinge zutraut, lernt es, sich in schwierigen Situationen zu behaupten und Kompromisse einzugehen. Gleichzeitig kann sich die Persönlichkeit eures Kindes frei entfalten. Wichtig ist auch, dass ihr euer Kind im Haushalt mithelfen lasst, denn dies fördert unter anderem die Selbstständigkeit.

Eigene Erfahrungen machen lassen

Streitet sich euer Kind beispielsweise auf dem Spielplatz mit einem anderen Kind, müsst ihr nicht sofort eingreifen. Auch jüngere Kinder sind bereits dazu in der Lage, Konflikte untereinander zu klären und meist ist der Streit sowieso ganz schnell wieder verflogen.

Wünsche und Persönlichkeit respektieren

Mit wem will sich euer Kind treffen? Was möchte es in seiner Freizeit tun? Nehmt die Wünsche eures Kindes unbedingt ernst und entscheidet nicht ausschließlich selbst, wie und mit wem eure Tochter oder euer Sohn die Freizeit verbringen soll. Besprecht im Vorfeld gemeinsam mit eurem Kind, ob es überhaupt ein Instrument lernen oder zum Tennisunterricht gehen will. Unter Umständen hätte euer Kind lieber mehr Zeit für sich und weniger außerschulische Aktivitäten, die häufig in Stress ausarten können.

Eigenes Leben leben

Helikopter-Eltern haben häufig Probleme damit, ihr eigenes Leben zu leben und mischen sich daher viel zu sehr in das Leben und in die Entscheidungen ihres Kindes ein. Indem das eigene Lebensglück an den Erfolgen des Kindes festgemacht wird, werden die eigenen Bedürfnisse oft vernachlässigt. Kümmert euch deshalb bewusst um eure Hobbys und verbringt Zeit mit Freunden oder Verwandten. Das Kind muss und will vor allem gar nicht immer in eurem Mittelpunkt stehen.

Richtige Balance

Schenkt eurem Kind Zuwendung, Liebe und Aufmerksamkeit und seid jederzeit für eure Tochter oder euren Sohn da. Auf der anderen Seite müsst ihr jedoch auch loslassen können, damit euer Kind auf eigenen Beinen stehen und das elterliche Nest verlassen kann. Euer Kind kommt zu euch zurück, sollte es eure Hilfe benötigen oder einfach nur Zeit mit euch verbringen wollen. Wie so oft im Leben ist es wichtig, einen Mittelweg zu finden. In diesem Falle bedeutet der Mittelweg, etwas mehr Vertrauen sowie Gelassenheit und im Gegenzug weniger Kontrolle.

Gegenteil Helikopter-Eltern

Das Gegenteil von Helikopter-Eltern sind übrigens sogenannte U-Boot-Eltern. Anstelle einer übertriebenen Fürsorge zeichnen sich U-Boot-Eltern in erster Linie dadurch aus, dass sie nicht ausreichend für ihre Kinder da sind und erst im allerletzten Moment eingreifen, beziehungsweise helfen wollen. So tauchen die Eltern beispielsweise weder beim Elternsprechtag noch bei anderen Schulveranstaltungen auf.

Dies führt unter anderem dazu, dass sie nichts von den schlechten Zensuren ihrer Kinder mitbekommen und dann im letzten Moment schwere Geschütze gegen die Lehrer oder die Schule auffahren. Im Prinzip sind U-Boot-Eltern der Überzeugung, dass sie zwar jede Menge Rechte, aber keine Pflichten haben, was natürlich negative Auswirkungen auf das Leben ihrer Kinder hat.

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