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Hightech im Kinderzimmer: Wie viel Technik braucht es wirklich?

Hightech im Kinderzimmer

Unser Alltagsleben ist geprägt von Technik, das gilt für Erwachsene wie Kinder gleichermaßen. Sie ist in vielerlei Hinsicht zur Selbstverständlichkeit geworden, eben weil sie so viele alltägliche Aufgaben übernimmt. Fortbewegung, Waschen, Kochen – kaum ein Lebensbereich, in dem nicht das eine oder andere technische Gerät zum Einsatz kommt. In wenigen Fällen wird dieser selbstverständliche Umgang mit der Technik so heftig diskutiert, wie bei der Frage, wie viel davon für Kinder in der heutigen Zeit notwendig ist.

Eine wichtige Frage, kaum Antworten

Die mutmaßlich wichtigere Frage, ob sich nämlich Kinder überhaupt mit Technik auseinandersetzen sollten, ist schon lange obsolet. Sie kommen schlichtweg nicht mehr an ihr vorbei, wenn auch vielleicht nicht gleich als aktive Nutzer. Dass Kinder in einem Haushalt mit Waschmaschine, Mikrowelle und Fernseher groß werden, ist auch nicht das eigentliche Problem.

Technik im Haus

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Sie werden es in Zukunft ohnehin nur mit noch mehr Technik im Zuhause zu tun haben. Man muss dabei nur an die Popularität von sprachgesteuerten Assistenzsystemen wie Amazons Alexa denken oder den gesamten Bereich des Smart Living, der wiederum gerade in Haushalten mit Kindern zusätzliche Sicherheit bedeuten kann. Nicht nur beim Thema Elektrizität können neue Technologien hier noch mehr Schutz bieten. Im Vergleich zu früher sind unsere Haushalte hier inzwischen ganz anders ausgestattet und der Trend geht immer stärker in Richtung Smart Home. Ganz selbstverständlich müssen Kinder im häuslichen Umfeld den Umgang mit verschiedenen technischen Geräten von Anfang an lernen.

Darüber hinaus dürfte über die Vorzüge eines Babyphones im Haus ebenso wenig eine größere Diskussion entstehen, obwohl es sich hierbei auch offenkundig um Technik handelt.

Solche technischen Hilfsmittel sind vielen Eltern, die selbst schon mit dem technologischen Fortschritt des Digitalzeitalters aufgewachsen sind, ebenfalls eine Selbstverständlichkeit geworden. Sie sind aber auch nicht der berühmte „Stein des Anstoßes“, wenn es um Kinder, Technik und die Folgen geht.

Zugang zu digitalen Medien
Den ersten Zugang zu digitalen Medien haben Kinder heutzutage ohnehin meist schon recht früh.

Die Debatte um das Verhältnis von Kindern zu Technik dreht sich nämlich vornehmlich um Unterhaltungselektronik im weitesten Sinne, wenngleich – zu Recht – argumentiert werden kann, dass bei vielen Geräten doch der praktische Nutzen im Vordergrund steht. Es bleibt aber die Frage, ob der vermeintliche praktische Nutzen in irgendeinem Verhältnis dazu steht, Kinder schon im Kindergartenalter an Technik heranzuführen.

Früher Medienkontakt für die berufliche Perspektive?

An dieser Stelle wird vielfach auf die Notwendigkeit verwiesen, auch im Hinblick auf das spätere Berufsleben, sich Grundfertigkeiten im Umgang mit technischen Geräten, deren Funktionsweisen und Möglichkeiten anzueignen. Digital Natives werden schließlich nicht mit diesen Fähigkeiten geboren, sie haben nur – der überall und jederzeit verfügbaren Technik sei Dank – einen wesentlich leichteren Zugang dazu. Umgekehrt könnte man vor diesem Hintergrund weiterfragen, ob die Technisierung des Kinderalltags dann überhaupt noch weiter forciert werden muss. Denn schließlich gibt es auch noch weit grundlegendere Fähigkeiten, die Kinder erst erlernen müssen.

Sensibilisierung für kritisches Thema

Die übergreifende Frage, wie viel Technik es für Kinder tatsächlich braucht, kann aus verschiedenen Gründen nicht endgültig beantwortet werden: Zum einen, weil sich viele Argumente für oder gegen Technik im Kinderzimmer nicht so leicht von der Hand weisen lassen und gegeneinander abgewogen werden müssen. Außerdem ist die Wissenschaft derzeit noch nicht (oder nicht mehr) in der Lage, eindeutige Belege dafür zu liefern, wie genau die kindliche Entwicklung durch Technik beeinflusst wird.

Kinder, Technik, Medien und die Suche nach Antworten

Nur damit kein falscher Eindruck entsteht, es wird natürlich sehr wohl versucht, den Zusammenhängen zwischen kindlicher Entwicklung und Technik- und Mediennutzung auf den Grund zu gehen. Zahlreiche, regelmäßig wiederholte Studien sind darum bemüht, das Ausmaß der Beeinflussung und die Auswirkungen auf das Leben der Kinder zu erfassen.

Das Problem daran: Die Wissenschaft kommt der technologischen Entwicklung und deren Verbreitung kaum mehr hinterher. Es fehlen Langzeitstudien, auf deren Basis eine wirklich belastbare Aussage getroffen werden könnte. Eindeutige Antworten darauf, wie denn nun digitale Geräte und Medien auf die Kinder wirken, müssen deswegen vorerst ausbleiben. Bisher durchgeführte Studien und Befragungen helfen aber immerhin dabei, ein erstes Verständnis für mögliche Zusammenhänge zu entwickeln.

Medienkonsum der Kinder
Die genauen Zusammenhänge zwischen Medienkonsum und kindlicher Entwicklung sind keineswegs geklärt.

Wissenschaftliche Erkenntnisse dank BLIKK-Studie?

Zu diesen Studien gehört etwa die BLIKK-Studie, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten und mit Hilfe der Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit. Im Rahmen des BLIKK-Medienprojekts (das steht für Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz, Kommunikation. Kinder und Jugendliche im Umgang mit elektronischen Medien) wurden mehr als 5.500 Eltern und Kinder befragt, wie bei ihnen der Umgang mit digitalen Medien gehandhabt wird. Begleitet wurden die Befragungen durch Früherkennungsuntersuchungen, mit denen die körperliche, entwicklungsneurologische und psychosoziale Verfassung erfasst wurden.

Die wichtigsten Fragen, denen die Studie nachgehen wollte, lauteten:

  • Wie lässt sich ein normaler oder erhöhter Mediengebrauch definieren?
  • Welche Auswirkungen hat ein erhöhter Mediengebrauch auf die körperliche, geistige, soziale und schulische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen?
  • Haben frühzeitige Beratungs- und Informationsgespräche einen positiven Einfluss auf das Medienverhalten von Familien, Kindern und Jugendlichen?
  • Welche Auswirkungen haben ein erhöhtes Medienverhalten und deren gesundheitliche Folgen auf die Gesundheitsausgaben von morgen?

Anhand der Untersuchungen, die von Kinderärzten deutschlandweit durchgeführt wurden, ließen sich einige Beobachtungen vermehrt feststellen. Einige Beispiele:

  • Säuglinge neigen eher zu Fütter- und Einfschlafstörungen, wenn die Mutter während der Betreuung parallel digitale Medien nutzt.
  • Bereits im Kita-Alter nutzen 70 Prozent der Kinder das Smartphone der Eltern länger als eine halbe Stunde täglich.
  • Bei Kindern unter sechs Jahren zeigen sich häufiger Störungen der Sprachentwicklung, Hyperaktivität oder Konzentrationsschwächen, wenn sie intensiv digitale Medien nutzen.
  • 8- bis 13-jährige weisen häufiger Konzentrationsschwäche oder hyperaktives Verhalten auf, wenn sie täglich mehr als eine Stunde digitale Medien nutzen. Sie neigen außerdem eher dazu, süße Getränke und Süßigkeiten zu verzehren und sind in der Folge häufiger übergewichtig.
  • Jüngere wie ältere Kinder mit hohem Medienkonsum lassen sich schneller ablenken und sind eher unruhig.

Zusammenhänge ja, kausale Verbindung strittig

Lässt sich daraus schließen, dass digitale Geräte und Medien die Ursache für die aufgezeigten Probleme sind? Keineswegs, meinen Psychologen wie Astrid Carolus von der Universität Würzburg. Die hält den Ansatz der BLIKK-Studie für interessant, weist jedoch im Deutschlandfunk-Interview auf die Schwächen hin: So würden die festgestellten Zusammenhänge noch überhaupt keine Anhaltspunkte für eine kausale Verbindung liefern. Oder anders formuliert, es bestehen Zusammenhänge zwischen erhöhter Mediennutzung und gesundheitlichen Problemen, aber damit ist noch nicht bewiesen, dass hierfür ausschließlich Smartphones oder ähnliche Geräte verantwortlich sind.

Einigkeit besteht aber hinsichtlich der Verantwortung der Erwachsenen, mit den Kindern gemeinsam die notwendigen Kompetenzen für den Umgang mit digitalen Medien zu entwickeln. Dazu gehört unter anderem auch, die Haltung gegenüber bestimmten Medien zu überdenken. Carolus weist zu Recht darauf hin, dass dem Fernsehen vor einigen Jahrzehnten ganz ähnliche Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung nachgesagt wurden, wie es heutzutage bei Smartphones und Tablets der Fall ist.

Astrid Carolus, Medienpsychologin von der Universität Würzburg
„Da müssen wir ein bisschen aufpassen, dass wir uns nicht selber von unseren Ängsten leiten lassen und dann immer wieder dabei rauskommen, sei es Fernsehen, sei es Computerspiele, sei es Smartphone oder Internet, wir wollen am liebsten, dass das die Kinder gar nicht machen, und das kann in der heutigen Welt natürlich überhaupt keine Lösung sein.“

Zwingende Auseinandersetzung mit der Thematik – zu Hause

Gegen eine kritische Einstellung, die zu einem bewussten Umgang mit solchen Geräten und Medien führt, ist grundsätzlich auch nichts einzuwenden. Nur muss auf der anderen Seite eben bedacht werden, dass genau diese Medien einen inzwischen recht großen – und größer werdenden – Raum im Alltagsleben einnehmen. Die Medienpädagogin Sabine Eder weist in einem Interview darauf hin, die zur Verfügung stehenden Geräte müssten nicht zwingend schon Eigentum der Kinder sein – erst solle ein verantwortungsvoller Umgang geübt werden, um die Technik sinnvoll in den Alltag einzubinden. In einem generellen Verbot von Medien sieht auch sie keine geeignete Lösung.

Sabine Eder, Diplompädagogin und Geschäftsführerin des Blickwechsel e.V.
„Die technischen Unterhalter sollten nicht zu jeder Tageszeit im Einsatz sein. Eltern sind ihren Kindern auch immer ein Vorbild! Weiterhin sollten andere, nicht mediale Aktivitäten einen festen Platz im Familienleben haben. Die mobile und technische Kommunikation darf gemeinsame Aktivitäten oder Treffen mit Freunden und Freundinnen nicht ersetzen. Bewusstes Ein- und Abschalten von Medien sollte von klein auf geübt werden. Eltern sollten schauen, dass ihre Kinder Langeweile aushalten und sich selbst beschäftigen können, auch ohne Medien.“

Sowohl Astrid Carolus als auch Sabine Eder sind im Übrigen Mitglieder des Beirats der Initiative SCHAU HIN!, die Eltern und Erziehenden vielfältige Hilfestellungen im Bereich der Medienerziehung bietet. Dabei werden die Risiken genauso berücksichtigt wie die Möglichkeiten (vor allem Information, Interaktion und Unterhaltung). In erster Linie geht es darum, gemeinsam ein Verständnis für die Medienwelt zu bekommen.

Wo (und wann) fängt Technik- und Medienerziehung an?

Die ersten Kontakte mit Technik und Medien warten meist zu Hause auf die Kinder. Allerdings gibt es schon seit längerer Zeit eine Diskussion darum, die digitale Erziehung verstärkt auch in den Kitas zu betreiben. Der Gedanke dahinter: In den Kitas werden die Grundlagen geschaffen, die den Kindern beim Erwerb der wichtigen Kulturtechniken – nämlich Lesen, Schreiben und Rechnen – helfen. Mit einiger Berechtigung kann neben dieses Trio inzwischen der Umgang mit digitalen Medien als weitere Kulturtechnik gesetzt werden. Warum also nicht die Medienerziehung in einem Umfeld ansiedeln, das die notwendigen pädagogischen Rahmenbedingungen bieten kann?

Digitale Früherziehung und die Probleme

Eine Befürworterin einer solchen Herangehensweise ist Eva Reichert-Garschhammer, Institutsleiterin am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. Sie betont die Chancen, die sich durch eine angeleitete Heranführung an digitale Medien ergeben könnten und betrachtet diese als ein Werkzeug im Bildungsprozess. Nicht der Medienkonsum stünde dabei im Vordergrund, sondern die Vielseitigkeit der digitalen Medien in den Bereichen Information, Kommunikation, Gestaltung und Lernen. In vielen Kindertagesstätten sieht es allerdings noch anders aus, die Umsetzung erweist sich an vielen Stellen als problematisch.

Kita als Medienfreie Zone
Die Kita als medien-freie Zone? Inzwischen sehen viele Projekte hier viel mehr den geeigneten Rahmen für eine dahingehende Früherziehung.

Warum es bei der digitalen Bildung der Kleinen hakt? Abgesehen davon, dass sich viele dagegen sträuben, ihre Kinder bereits in so jungen Jahren mit digitalen Medien zu konfrontieren, sprechen meistens vor allem die erwähnten pädagogischen Rahmenbedingungen dagegen – denn die sind schlichtweg in vielen Kitas noch nicht auf dem Stand, der für die gewünschte digitale (Früh-)Erziehung eigentlich gebraucht würde. Das fängt bei der benötigten Ausstattung mit den Geräten an. Sind diese nicht vorhanden, lässt sich schwerlich der Umgang damit üben. Dasselbe gilt für WLAN in den Kindertagesstätten, was ebenfalls keine Selbstverständlichkeit ist.

Eva Reichert-Garschhammer, stellvertretende Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik München
„Wesentlich ist, dass die Eltern als wichtigster Bildungspartner aktiv einbezogen werden und die Mediennutzung von Fachkräften pädagogisch begleitet wird. Die direkte Interaktion mit den Kindern muss im Mittelpunkt stehen.“

Die zweite Baustelle ist der erforderliche Qualifikationsbedarf der pädagogischen Fachkräfte. Hier gibt es allerdings bereits Initiativen, die den Erzieherinnen und Erziehern die passenden Fortbildungen ermöglichen. Dazu zählt die gemeinnützige Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, die sich der Förderung der frühen Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik widmet. Pädagogische Fach- und Lehrkräfte können sich hier fortbilden, um mit dem neuen Wissen die Bildungschancen in den genannten Bereichen zu verbessern.

Technikerziehung im „Haus der kleinen Forscher“

Die Forschungsgebiete reichen von Luft und Wasser über Licht, Farben, Geräusche, den Körper bis hin zu komplexeren Themen wie Informatik. Die Lerninhalte für die kleinen Forscher funktionieren dabei sogar ohne elektronische Geräte. Im Fokus stehen vor allem Kompetenzen wie Entdecken, Darstellen, Kommunizieren, Strukturieren und Bewerten. Also allesamt Fähigkeiten, die nicht nur hinsichtlich der technischen Bildung wertvoll sind, sondern auch ganz allgemein. Beim Entdecken der Informatik und wo sie sich im Alltag der Kinder überall bemerkbar macht, sind sie außerdem die Grundlage, dieses eigentlich schwierige Thema für die Kinder begreiflich zu machen.

Das scheint im ersten Moment sehr abstrakt, ist aber dennoch ein wichtiger Schritt, um den Kindern alltägliche Prozesse zu vermitteln. Immerhin ist Informatik überall dort im Spiel, wo

  • Abläufe automatisiert gesteuert und geregelt werden. Wie etwa bei der Ampelsteuerung, dem Fahrplan der Bahn oder dem Programm der Waschmaschine.
  • Daten digital gespeichert und ausgegeben werden. Das geschieht beispielsweise bei Digitalkameras oder Hörbüchern.
  • Daten übertragen werden, zum Beispiel mit Handys, Fernsehern oder Radios.
  • Daten verändert oder berechnet werden, was unter anderem bei der Wettervorhersage oder der Funktionsweise von Taschenrechner und Navigationssystem wichtig ist.

Thematisiert werden also keine Dinge, die den Kindern nicht aus ihren alltäglichen Erfahrungen heraus sowieso schon bekannt wären. Es geht vor allem darum, die Hintergründe zu verstehen und dabei entsprechende Fähigkeiten zu erlernen.

Medien können Kita Alltag bereichern
Unter den richtigen Voraussetzungen können digitale Medien den Kita-Alltag bereichern, ohne eine zu prominente Rolle einzunehmen.

Ein Blick in die entsprechende Informationsbroschüre „Informatik entdecken – mit und ohne Computer“ zeigt darüber hinaus, dass bewusst eine Unterscheidung zwischen informatischer und Medienbildung getroffen wird. Im Prinzip wird „nur“ ein erster Schritt gemacht, damit digitale Medien nicht nur genutzt, sondern auch verstanden werden können. Insofern sind die Sorgen, eine technik- und medienorientierte Bildungsoffensive im Kita-Bereich würde zunächst bedeuten, die Kinder schon in dieser Umgebung mit digitalen Medien zu überschütten, völlig unbegründet.

KiTab Rheinland-Pfalz: Tablets für Kindertagesstätten
Einen anderen Weg ist man in Rheinland-Pfalz mit dem „KiTab“-Projekt gegangen, das verschiedenen Kitas den Einsatz von Tablets in der pädagogischen Arbeit ermöglicht und die Fachkräfte dabei wissenschaftlich begleitet hat.

Irene Alt, damalige Kinder- und Jugendministerin von Rheinland-Pfalz
„Kinder sollen den sinnvollen Einsatz von Tablets erleben und gleichzeitig lernen, dass der Einsatz digitaler Medien nur eine Möglichkeit unter vielen ist: Tablets sind Werkzeuge genauso wie Stifte oder Knete, die man nach Gebrauch auch wieder zur Seite legt, um mit anderem zu spielen.“

In Kooperation mit der medien+bildung.com gGmbH (einer Tochtergesellschaft der Landeszentrale für Medien und Kommunikation), der REDNET AG (die unter anderem ein IT-Rahmenvertragspartner des Landes Rheinland-Pfalz ist), der AG Medienpädagogik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und dem Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen konnten die ausgewählten Projekt-Kitas über den Zeitraum von einem Jahr testen, wie Tablets sinnvoll in den Kita-Alltag eingebunden werden können.

Im Rahmen des Projekts wurde aber nicht nur auf eine bessere Medienkompetenz der Kinder hingearbeitet, vielmehr sorgten begleitende Fortbildungen dafür, dass auch die Fachkräfte selbst zu einem sichereren Umgang mit den Medien gelangen konnten. Eine wichtige Grundlage, um die bereitgestellten Tabletts wirklich im vorgesehenen Rahmen einzusetzen – oder die eher organisatorischen Arbeiten von Erzieherinnen und Erziehern, wie etwa das Dokumentieren von Veranstaltungen oder anderen Projektarbeiten oder die Gestaltung von Aushängen zu bereichern.

Das Fazit nach Abschluss des Projekts fiel jedenfalls positiv aus, weitere Kooperationen zwischen den Projektpartnern sind daher für die Zukunft nicht ausgeschlossen.

Die Suche nach dem Mittelweg

Bleibt abschließend immer noch die eingangs gestellte Frage zu klären, wie viel Technik und digitale Medien die Kinder in der heutigen Zeit brauchen. Keine Frage, die sich leicht beantworten ließe, wenngleich ein grober Konsens darüber besteht, dass die Zeiten, die Kinder mit Tablets oder ähnlichen Geräten verbringen, altersgerecht beschränkt sein sollte. Eine eindeutige Antwort ist das allerdings nicht und die wird es so schnell auch nicht geben. Darüber können auch die Empfehlungen von SCHAU HIN! nicht hinwegtäuschen, die letztlich genauso auf verallgemeinernden Überlegungen gründen, wie die bisherigen Studien dazu.

Klar sollte aber mittlerweile auch sein, dass Smartphone und Co. den Kindern ohnehin nur bedingt vorenthalten werden können. Wenn es für Eltern ganz selbstverständlich ist, Nachrichten per Handy zu verschicken oder Informationen zu sammeln, das Tablet für Film, Musik, Rezepte oder sonstige alltägliche Tätigkeiten zu verwenden – wie kann dann von den Kindern erwartet werden, dass sie sich davon ausschließen lassen?

Keine „Entweder-Oder“-Frage

Es ist letztendlich schon lange keine Frage des „Ob“ oder „Ob nicht“ mehr. Bei vielen Debatten ist es aber genau dieser Aspekt, der immer wieder aufs Neue in den Mittelpunkt gerückt wird. Nur geht es darum eben nicht. Schadet es den Kindern, wenn sie unter Beaufsichtigung – sei es durch die Eltern oder fachmännisch geschultes pädagogisches Personal – ihre ersten Erfahrungen mit digitalen Medien machen? Wohl kaum, wenn die Dosis stimmt.

Digitale Erziehung der Kinder
Geht die digitale Erziehung der Kinder wirklich zu Lasten ihrer sonstigen Entwicklung? Eher nicht, wenn das richtige Maß gefunden wird.

Kritische Stimmen gegen Tablet-Projekte in Kitas vergessen allzu leicht, dass darin nicht der alleinige Auftrag der Erzieherinnen und Erzieher liegt. Früherziehung im Umgang mit Medien und Technik ersetzt ja nicht die Sorge um die Grundbedürfnisse der Kinder, um soziale Interaktion, um Fürsorge und Aufmerksamkeit, um ausreichend Raum sich in jeder erdenklichen Weise entwickeln zu können. Sie ergänzt lediglich das erzieherische Programm um einen weiteren Aspekt, der im Alltagsleben der Kinder eine Rolle spielt – womit sich im Übrigen der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest regelmäßig mit seinen FIM-Studien (Familie, Interaktion, Medien) auseinandersetzt.

Unterm Strich lässt sich deshalb lediglich festhalten, dass der verantwortungsvolle Zugang zu digitalen Medien in einer gemeinsamen Auseinandersetzung stattfinden sollte. Dabei ist aber eben in erster Linie das Verantwortungsbewusstsein der Eltern gefragt, in deren Umfeld die Kleinen nun einmal zuerst mit dieser Form der Medien in Kontakt kommen. Möglicherweise entsteht so auch bei den Erwachsenen ein größeres Bewusstsein für den bisherigen Medienkonsum. Schließlich stellt sich bei denen nicht weniger die Frage, wie viel Technik sie eigentlich brauchen.

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