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Kinderarmut – Ursachen und Gründe – Wie kann man vorbeugen?

Kinderarmut in Deutschland

Kinderarmut ist ein trauriges, aber leider sehr aktuelles Thema in Deutschland. Circa zwei Millionen Kinder in Deutschland sind arm. Anders ausgedrückt: Circa jedes 5. Kind ist von Armut betroffen. Diese Zahlen sollte man sich einmal ganz bewusst vor Augen führen!

Jedes 5. Kind lebt in beengten Wohnverhältnissen, hat nicht genug zu essen, kein Geld für Schulsachen, nicht genug Geld für Kleidung und an Geld für Hobbys und Freizeitaktivitäten ist gar nicht erst zu denken. Wie entsteht Kinderarmut? Was tut der Staat dagegen? Welche Hilfsorganisationen gibt es? Wie könnt ihr helfen?

Ursachen – Warum gibt es Kinderarmut in Deutschland?

Kinderarmut in Entwicklungsländern lässt sich nachvollziehbar erklären, was sie nicht weniger schlimm sein lässt. Doch wie kann es sein, dass so viele Kinder, auch im wirtschaftlich starken Deutschland unterhalb der Armutsgrenze aufwachsen müssen? Die Ursachen sind vielfältig und nicht immer durch die Eltern selbst verschuldet. Zu den Hauptursachen für Kinderarmut in Deutschland gehören:

  • plötzliche Arbeitslosigkeit

Jeden Angestellten kann sie treffen, die Kündigung. Sei es aus Gründen der wirtschaftlichen Rationalisierung, oder aus Gründen der mangelnden Kompetenz. Familien mit Kindern treffen Kündigungen besonders hart, denn wenn ein bzw. vielleicht sogar das einzige Einkommen der Familie wegfällt, führt dies zu einschneidenden Maßnahmen. Auch wenn man die Berechtigung auf ALG I haben sollte, sind dies nur 60% des zuvor erwirtschafteten Einkommens. Also muss man mit 40% weniger Geld auskommen, was insbesondere bei Geringverdienern zu maßgeblichen Verzichten führt.

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  • langfristige Arbeitslosigkeit

Langfristige Arbeitslosigkeit führt in den meisten Fällen dazu, auf Hartz IV angewiesen zu sein. Der Regelsatz ermöglicht, auch bei entsprechenden Zuschüssen für Kinder, Kleider, Möbel etc, kaum Sprünge. Die auf Hartz IV angewiesenen Familien haben sehr große Schwierigkeiten alle Grundbedürfnisse vernünftig decken zu können. Für Freizeit und Bildung außerhalb der Schule bleibt meist kein Cent übrig.

  • alleinerziehende Eltern ohne Kinderbetreuung

Mangelnde Betreuungsmöglichkeiten zu den erforderlichen Arbeitszeiten sind in Deutschland ein großes Thema. Insbesondere für Alleinerziehende mit einem geringen Gehalt kaum tragbar. Oftmals müssen mehrere Jobs gleichzeitig angenommen werden, um überhaupt alle Kosten decken zu können. Doch wie soll dies ohne eine vertrauensvolle Betreuung der Kinder funktionieren?

  • zu geringer Lohn / zu viele Teilzeitbeschäftigungen

Trotz Einführung des Mindestlohns reicht das Geld bei vielen Familien nicht aus. Miete, Strom, Lebensmittel – also die normalen Fixkosten übersteigen bei einigen schon das, was sie eigentlich aufbringen können. Insbesondere in den großen Ballungszentren sind die Kosten enorm. Gehört man nicht zu den Normal- oder Besserverdienern ist das Leben ein ständiger Kampf. Der Gang zur Suppenküche bzw. den Tafeln, die Essen und teilweise auch Kleidung umsonst anbieten, gehört für viele Familien in Deutschland zum Alltag. Trotz Arbeit. Doch reicht der Lohn einfach nicht aus. Das betrifft natürlich auch die Kinder der betroffenen Familien.

  • weniger familiärer Zusammenhalt und Unterstützung

Mehrere Generationen in einem Haus oder unmittelbarer Nähe waren noch zu Zeiten unserer Eltern und Großeltern normal. Man hat sich gegenseitig unterstützt und auf diese Weise den Alltag gut bzw. besser gemeistert. Die Großeltern haben auf die Enkel aufgepasst, während die Eltern in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen konnten. In der heutigen Zeit findet man dieses Modell nur noch vereinzelt vor, vor allem in eher ländlichen Gegenden. 

Was bedeutet Kinderarmut in Deutschland?

Traurig aber wahr, Kinderarmut in Deutschland hat viele Gesichter. Armut beginnt nicht erst, wenn Kinder wirklich hungern müssen. Obwohl auch dies in vielen Familien zum Alltag gehört. Suppenküchen und Tafeln ergänzen das, was zu Hause fehlt. Eine warme Mahlzeit oder entsprechende Lebensmittel, um diese zuzubereiten. Leider nehmen viele Familien diese Hilfe aus Schamgefühl, trotz vorhandener Notwenigkeit, nicht an. Doch nicht nur der Verzicht auf Frühstück, Mittag- oder Abendessen ist eine Definition von Armut.

Armut fängt viele Schritte früher an. Als arm gilt bereits, wer keine finanziellen Mittel für Kleidung, Schulsachen, Freizeitaktivitäten, Urlaube, Taschengeld und Geschenke an Geburtstagen oder Weihnachten aufbringen kann. Insbesondere für kleinere Kinder, die mit ansehen müssen, wie der Nachbarjunge oder die Klassenkameradin alles hat, während es selbst auf alles verzichten muss, ist dies eine sehr große psychische Belastung. Ihr könnt euch sicher vorstellen, welche Auswirkungen dies auch auf die weitere Entwicklung eines Kindes haben kann.

Auswirkungen der Kinderarmut in Deutschland?

Die Auswirkungen der Kinderarmut sind weitreichender, als man denkt. Zunächst einmal die soziale Komponente, die man sich kaum vorstellen möchte.

Weinende Kinder, die in der Schule gemieden und ausgrenzt werden, weil sie nicht mit ihren Klassenkameraden mithalten können. Keine gemeinsamen Schulausflüge, die den Zusammenhalt der Gemeinschaft stärken. Die neueste Markenkleidung nicht tragen zu können, nicht das neueste Handy zu haben oder nicht den neuesten, angesagtesten Kinofilm zu kennen, weil dafür einfach kein Geld da ist.

Die betroffenen Kinder fühlen sich ausgegrenzt und isoliert. Alleine gelassen und unverstanden. Dies kann zu schweren psychischen Traumata führen, die die weitere Entwicklung der Kleinen negativ beeinflussen.

So kann es dazu führen, dass sich die Kinder mehr und mehr abgrenzen. Das Lernen verweigern, sich in ihre eigene Welt zurückziehen. Dies ist der Anfang eines langen Teufelskreises, denn so ist bei diesen Kindern die langfristige Perspektive auf einen lukrativen Arbeitsplatz ebenfalls gefährdet.

Doch nicht nur die psychischen Belastungen verringern die langfristigen Bildungschancen, auch das nicht vorhandene Geld für Nachhilfe, Bildungsausflüge, Museumsbesuche etc. schränkt die Entwicklung betroffener Kinder im Vergleich zu anderen Kindern ein.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die physisch gesunde Entwicklung der Kinder. Wer ohne Frühstück zur Schule geht, kann schlechter lernen. Wer täglich auf Mahlzeiten verzichten, oder ungesunde und billige Nahrungsmittel zu sich nimmt wird nicht ausreichend mit essentiellen Nährstoffen versorgt. Es kommt zu Mangelerscheinungen, die eine gesunde, körperliche Entwicklung der Kinder hemmt. Da wir zusätzlich im Zeitalter digitaler Medien leben, fehlt in vielen Fällen die auch sehr wichtige ausreichende Bewegung in Form von Sport. Wobei die Kosten für Turn- und Sportvereine ebenfalls das Budget armer Familien um ein Vielfaches übersteigen.

Dies sind nur einige wenige Auswirkungen der Kinderarmut. Natürlich betrifft Armut noch viele weitere essentielle Lebensbereiche, wie warme Kleidung im Winter, eine ausreichend geheizte Wohnung und vieles mehr. Wer sich umfassender informieren möchte, findet dazu im Internet zahlreiche Quellen.

Statistiken zur Kinderarmut in Deutschland

Wenn Ihr Zahlen, Daten und Fakten über die aktuell vorhandene Kinderarmut in Deutschland sehen möchtet, findet Ihr im Internet verschiedene Studien darüber, die jährlich aktualisiert werden. Unter anderem bei der Bertelsmann-Stiftung. Sie gibt in regelmäßigen Abständen ein sogenanntes Factsheet heraus, das die genaue bundesweite Verteilung der Kinderarmut in Deutschland statistisch darlegt. Hier geht es zum Bericht aus dem Jahr 2016.

Auch das Bundesamt für Statistik erfasst aktuelle Zahlen und Berichte zur Armut von Kindern in Deutschland.

Wie kann man Kinderarmut bekämpfen – Maßnahmen gegen Kinderarmut

Leider ist das Thema Kinderarmut nicht mal eben so auf die Schnelle zu beheben, sondern ein langwieriger Prozess. Einige Maßnahmen befinden sich bereits in der Umsetzung, andere leider noch nicht. Mehr bezahlbare oder kostenlose Kita- und Betreuungsplätze sind ein wichtiger Anfang. Aber auch die Möglichkeit das Freizeit- und Bildungsangebot mehr nutzen zu können ist ein maßgeblicher Punkt. Reduzierte bis kostenlose Eintrittspreise würde Kindern aus armen Familien dabei helfen, aktiv am sozialen Leben teilzunehmen.

Auch Familienrabatte für Wohnungen, Kleidung, Schulsachen oder Urlaube wären mit staatlicher Unterstützung möglich. Länder, wie zum Beispiel Frankreich, haben dieses Konzept für familienreiche Kinder unterhalb der Einkommensgrenze, bereits erfolgreich umgesetzt. Doch leider ist dies noch ein langer Weg.

Was könnt Ihr tun, wenn Ihr betroffen seid?

Zunächst einmal, versucht euch bitte nicht dafür zu schämen, auch wenn dies leichter gesagt, als getan ist. Ihr seid nicht die Einzigen und es ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Armut besteht rein statistisch in Deutschland bereits, wenn man 60% des mittleren Einkommens erwirtschaftet. Doch was helfen diese Zahlen, wenn das Geld nicht für die Grundversorgung ausreicht. Glücklicherweise gibt es in Deutschland verschiedene Anlaufstellen und Möglichkeiten sich helfen zu lassen. Alleine der Verein Tafeln für Deutschland zählt über 900 Anlaufstellen. Supermärkte und andere Geschäfte sowie Einrichtungen spenden Lebensmittel, die für den offiziellen Verkauf nicht mehr geeignet, aber dennoch zu schade zum Wegwerfen sind. Dort könnt ihr Lebensmittel zu ungefähr einem Drittel des regulären Preises kaufen. Obst, Gemüse und auch andere Lebensmittel sind dort erhältlich.

Mittlerweile starten sogar Supermärkte erste Offensiven und bieten vergünstigte Lebensmittel an, die aus gesetzlichen Bestimmungen wegen des Mindesthaltbarkeitsdatums aussortiert werden müssten, obwohl sie noch vollkommen in Ordnung und genießbar sind. Auch Suppenküchen sind eine Anlaufstelle für hungrige Mägen. Anders als bei den Tafeln, werden dort direkt warme Mahlzeiten ausgegeben.

Für Kleidung und Schuhe gibt es als Anlaufstelle natürlich Second Hand Läden. Dort findet ihr zum Teil sogar gut erhaltene Markenkleidung für wenige Euros. Genauso auch in Kleiderkammern. Kinder wachsen schnell, daher findet man recht häufig gute und wenig getragene Kleidung für sehr wenig Geld.

Hilfe holen

Ihr seid betroffen? Bitte resigniert nicht, sondern sucht euch und eurem Kind zuliebe aktiv Hilfe. Jugendämter und auch Krankenkassen können euch Anlaufstellen nennen, die euch in eurem täglichen Leben unterstützen und entlasten.

Hilfsorganisationen für Kinderarmut in Deutschland

  • Bildungspatenschaften

Verschiedene Vereine bieten Bildungspatenschaften für hilfsbedürftige Kinder und Familien an. Dabei werden unter anderem eine aktive Hausaufgabenhilfe, Sachspenden, Flohmärkte, Schulbegleitungen und vieles mehr angeboten. Die freiwilligen Paten sind sehr oft eine große Unterstützung, da sie zusätzlich Halt, Geborgenheit und auch wichtige Werte vermitteln.

  • Tafeln Deutschland e.V.

Die Tafeln Deutschland erhalten und Sammeln qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die aus verschiedenen Gründen normalerweise im Müll landen würden. Beispielsweise, weil das MHD kurz davor ist abzulaufen, und Supermärkte diese Waren aus gesetzlichen Gründen aus den Regalen entfernen müssen.

  • Caritas

Für Rat und Tat, sowie wertvolle Tipps ist die Caritas eine sehr bekannte und unterschützende Einrichtung. Anlaufstellen sind in jeder Größeren Stadt zu finden.

Über die Bundesarbeitsgemeinschaft für Familienerholung könnt Ihr Zuschüsse für einen gemeinsamen Familienurlaub beantragen

Hier findet Ihr einige hilfreiche Links, zu den beschriebenen Anlaufstellen.

Fazit

Kinderarmut geht uns alle etwas an, auch wenn wir selbst nicht betroffen sind. Die offiziellen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. JEDES 5. KIND IST ARM! Nicht nur die Politik ist gefordert, auch wir dürfen nicht wegsehen. Sei es durch aktive und ehrenamtliche Hilfe, Geld- oder Sachspenden und vor allem auch durch die richtige Erziehung unserer eigenen Kinder. Ihnen zu erklären, dass nicht alle Kinder mit den gleichen Chancen aufwachsen und sie zur aktiven Hilfe erziehen. Ihr möchtet bestimmt weder, dass euer Kind betroffen ist, noch dass es zu denjenigen Kindern gehört, welches betroffene Kinder hänselt und ausgrenzt!

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