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Welche Auswirkung hat die Coronapandemie auf Kinder?

Kinder in der Coronapandemie

COVID-19 beziehungsweise Coronavirus – seit dem Jahr 2020 hat uns dieser Schrecken fest im Griff. Die Ausnahmesituation belastet uns alle, jung wie alt. Während viele Menschen zunächst nur an die meistbetroffenen Senioren denken, hat das Virus auch das Leben der Jüngsten entscheidend beeinträchtigt. Lockdown, Kontaktbeschränkungen und Schließung von Schulen sowie Kindergärten. Dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung zufolge waren 11,1 Millionen Kinder und Jugendliche direkt oder indirekt vom Coronavirus betroffen. Haben unsere Kinder das so einfach weggesteckt oder wie wirkte sich dieser Stress langfristig aus? Um das herauszufinden, wurden etliche Studien in Auftrag gegeben. Wir geben euch einen Überblick über die Ergebnisse.

Gibt es Altersunterschiede in den Belastungen?

Kinder und Jugendliche sind unterschiedlich stark von der Pandemie betroffen, denn die Bedürfnisse sind vom Alter abhängig, wie die nachfolgende Aufstellung zeigt.

  • Die bis zu Zweijährigen brauchen Versorgung und Schutz sowie eine stabile Bindungserfahrung
  • Kindergarten- und Vorschulkinder werden sprachlich und motorisch gefördert, lernen den Umgang mit Emotionen und erfahren erste Freundschaften. Bei den ersten Autonomiebestrebungen probieren sich Kinder aus, machen Erfahrungen mit sich selbst, mit anderen Menschen und der Umwelt
  • Zwischen 6 und 11 Jahren ändern sich die zentralen Faktoren. Die Autonomiebestrebungen verstärken sich, der Aktionsradius des Kindes vergrößert sich und Werte sowie soziale Kompetenzen werden wichtig
  • Der Kontakt zu den Gleichaltrigen im Alter von 12 bis 14 Jahren wird immer wichtiger und die Identität entwickelt sich in Auseinandersetzungen mit den Eltern und Freunden
  • Ab 14 Jahren werden die Kinder zunehmend selbstständiger und entwickeln ein größeres Bedürfnis nach Intimität, grenzen sich mehr von den Eltern ab. Auch die Beziehung zu Gleichaltrigen steht mehr im Vordergrund

Durch die Pandemie sind die Kinder und Jugendlichen also nicht gleichermaßen betroffen. Die Auswirkungen sind vielfältig und betreffen die körperliche Aktivität, das psychische Wohlbefinden, die soziale Interaktion, den Bereich Bildung und die sozioemotionale Entwicklung. Laut einem Bericht der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat die Corona-Pandemie wahrscheinlich größere negative Auswirkungen auf Kinder, die schon vorher großen Belastungen ausgesetzt waren, beispielsweise bei geringem Einkommen und Bildung der Eltern.

Welche Themenbereiche sind negativ mit der Corona-Pandemie verknüpft?

Befragungen sowie unterschiedliche Studien haben gezeigt, dass es bestimmte Themenbereiche mit unterschiedlichen negativen Auswirkungen gibt:

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Übergewicht

Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) und das Else-Kröner-Fresenius-Zentrum (EKFZ) für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München haben die gesundheitlichen Probleme von Kindern und Jugendlichen durch eine Umfrage erfasst. Während der Corona-Pandemie sind demnach 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen dicker geworden, besonders im Alter von 10 bis 12 Jahren. Laut Aussage von Dr. med. Susann Weihrauch-Blüher (Oberärztin an der Universitätsklinik Halle/Saale) kann Übergewicht auch bei Kindern zu Diabetes, Bluthochdruck oder einer Fettleber führen. Auch Kinder, die schon vorher Übergewicht hatten, wurden in der Pandemie dicker. Warum Übergewicht ein Problem in der Coronapandemie ist, zeigt das folgende Video:

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Weniger Bewegung und mehr Süßigkeiten

Ein Grund für die Gewichtszunahme ist demnach eine mangelnde Bewegung. Bei einem Drittel der Kinder und Jugendlichen hat sich die Fitness verschlechtert. Rund 44 Prozent der Kinder bewegen sich weniger, vor allem in der Altersgruppe der 10- bis 17-jährigen. Durch die Ausgangsbeschränkungen verbrachten circa 70 Prozent der Kinder ihre Zeit vermehrt vor Fernseher, Handy oder Spielekonsolen. Dieser Bewegungsmangel und vermehrtes Essen von Süßigkeiten verursacht die Gewichtszunahme.

Auffallend vermehrt waren von der Gewichtszunahme Kinder aus einkommensschwachen Familien betroffen. Ein Grund könnte daran liegen, dass diese Eltern weniger im Homeoffice tätig waren und so keinen Einfluss auf das Ess- und Bewegungsverhalten der Kinder nehmen konnten.

Mediennutzung

Die tägliche Onlinezeit der 12- bis 19-jährigen ist laut einer Befragung des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (JIMplus) deutlich gestiegen. Nach eigenen Angaben verbringen die Jugendlichen demnach nun mehr Zeit mit Fernsehen (54 Prozent), You-Tube-Videos (82 Prozent), Musikhören (78 Prozent) und Streamingdiensten (82 Prozent).

Allerdings: Nicht alles ist dabei nur reines Freizeitvergnügen, sondern ein Teil der Mehrzeit im Onlinebereich wird auch für Lern- und Arbeitszeiten genutzt. Für Medien werden demnach rund 40 Prozent für Informationssuche und Kommunikation und 60 Prozent für Spiele und Unterhaltung investiert.

Risiko häuslicher Gewalt

Laut einer Befragung von Cara Ebert (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung) und Professorin Janina Steinert (Global Health an der Technischen Universität München) ist die häusliche Gewalt in Coronazeiten gestiegen. Durch fehlende Anzeigen und Inanspruchnahme von Hilfsangeboten ist die Dunkelziffer deutlich höher.

Als Risikofaktoren für häusliche Gewalt gelten akute finanzielle Sorgen, wenn sich die Personen in Quarantäne befunden haben und Ängste sowie Depressionen. Auslöser waren oftmals der Verlust des Arbeitsplatzes oder Kurzarbeit. Häusliche Gewalt kam demzufolge auch vermehrt in Haushalten mit Kindern unter 10 Jahren vor. In 6,5 Prozent der Haushalte wurde gegen Kinder Gewalt ausgeübt.

Seelische Belastung

Corona hat Kinder in ihrer Entwicklung schwer beeinträchtigt und bei vielen Kindern zu psychischen Problemen geführt. Auswirkungen wie Depressionen, Schlafstörungen und Ängste oder Konzentrationsstörungen waren die Folge. Ob die Zunahme von Essstörungen speziell mit der Pandemie zusammenhängt, kann nicht eindeutig geklärt werden. Die Frankfurter Psychotherapeutin Tanja Müller verzeichnete einen großen Bedarf an psychologischer Hilfe für Kinder und Jugendliche. Ihrer Meinung nach, würden sich die Langzeitfolgen erst noch zeigen.

Jedes dritte Kind leidet nach Angaben der Caritas unter den Folgen der Coronapandemie. Nach Aussagen von Dietmar Eglinsky, Direktor der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit in Kassel, sind Kinder, die schon vorher psychische Probleme hatten, durch die Pandemie viel gefährdeter. Als große Belastung empfanden Kinder, die in engen Wohnungen lebten, die Coronapandemie. Gleiches gilt für Kinder, deren Eltern selbst psychische Probleme oder einen Migrationshintergrund haben oder eine niedrige Bildung aufwiesen.

Weitere Details zu diesem Thema liefert auch dieses Video:

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Vorschulkinder

Kinder- und Jugendärzte berichteten, dass die Schuleingangsuntersuchungen im Jahre 2021 ein besorgniserregendes Bild zeichneten. Die Kinder hatten vermehrt Defizite im motorischen, sprachlichen und sozial-emotionalen Bereich.

Lernrückstände

Durch die Lockdowns saßen die Kinder plötzlich nicht mehr in der Schule bei ihren Freunden, sondern allein im Kinderzimmer oder an anderen Plätzen in der heimischen Wohnung. Viele mussten sich erst mit dem neuen Homeschooling anfreunden. Diese neue Art des Lernens sorgte unvermeidbar zu großen Lernrückständen, da es viel weniger Lernzeiten gab.

Plötzlich waren die Kinder größtenteils auf sich allein gestellt oder die Eltern mussten als Lehrerersatz aushelfen. Schwierigkeiten mit der Technik kamen hinzu, sei es nun das wackelige WLAN oder der alte Computer, der nicht so richtig wollte. Da für eine hohe Lernzeit im Distanzunterricht auch eine große Motivation nötig ist und sie nicht jedes Kind besitzt, kam es zu erheblichen Leistungsunterschieden.

Entwicklung der Persönlichkeit

Die genetischen Voraussetzungen prägen mit der Umwelt das Funktionieren des Gehirns und somit die Fähigkeiten von Kindern und Heranwachsenden. Für diese Entwicklung gibt es sogenannte Zeitfenster, die sich öffnen und schließen. Fehlende Umwelteinflüsse in diesen Phasen können bewirken, dass sich Fähigkeiten nicht voll entwickeln oder nur unzureichend. Positive wie auch negative Einflüsse wirken sich besonders stark aus.

Was wird für von der Coronapandemie betroffene Kinder getan?

Für Kinder und Jugendliche sollen insgesamt zwei Milliarden Euro bereitgestellt werden. Die Aktion läuft unter dem NamenAktionsprogramm Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“. Die Mittel sollen dazu dienen, Lernrückstände bei den Schülern abzubauen und die frühkindliche Bildung zu fördern. Im Fokus stehen auch Ferien-, Freizeit- und Sportaktivitäten sowie die Begleitung von Kindern und Jugendlichen in der Schule als auch im Alltag.

Die jeweiligen Angebote sollen zügig umgesetzt werden und schnell bei den Kindern und Jugendlichen ankommen. Dafür erhalten die Länder etliche Mittel. Ebenso will der Bund Kinder aus Familien mit geringen Einkommen unterstützen. Die Programme der außerschulischen und frühkindlichen Bildung werden ausgeweitet.
Nachstehend die geförderten Maßnahmen:

  • Förderung der frühkindlichen Bildung
    Für jede der 1.000 Sprach-Kitas im Bundesgebiet wird eine zusätzliche Fachkraft zur Verfügung gestellt. Davon profitieren Kitas mit vielen Kindern, die sprachlich gefördert werden müssen. Für die Förderung der Sprache gelten drei Schwerpunkte: Pädagogik, Sprachliche, alltagsintegrierte Bildung, Zusammenarbeit mit den Familien. Unterstützt wird ebenso die Bundesstiftung Frühe Hilfen, die beispielsweise Elternkurse für belastete Familien mit Kindern unter drei Jahren fördert.
  • Abbau von Lernrückständen
    Eine Milliarde Euro stellt der Bund zur Verfügung, um die von der Pandemie bedingten Lernrückstände aufholen zu können. Dafür werden zusätzliche Förderangebote auf den Weg gebracht. In erster Linie betrifft es die Kernkompetenzen und die Kernfächer. Ebenso werden die psychische und persönliche Belastung der Schülerinnen und Schüler beachtet. Schwerpunktmäßig sollen die Länder folgende Maßnahmen umsetzen: Unterrichtsbegleitende Fördermaßnahmen in den Kernfächern zu Beginn des neuen Schuljahres, Sommercamps und Lernwerkstätten in den Sommerferien
  • Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in der Schule und im Alltag
    Kinder und Jugendliche sollen in ihren sozialen Kompetenzen gestärkt werden. Verpasster Lernstoff soll so schnell wie möglich wieder aufgeholt und die Kinder emotional sowie fachlich unterstützt werden. Durch die „Aktion Zukunft“ sollen beispielsweise Lehramtsstudierende als Mentorinnen und Mentoren den Kindern beim Lernen helfen. Ebenso wird die Schulsozialarbeit mit den Zuschüssen mehr unterstützt. Dafür sollen auch Freiwillige herangezogen werden.
  • Außerschulische Angebote und Ferienzeiten
    Nicht nur der allgemeine Schulstoff kam zu kurz, sondern auch andere Fächer wie Sport oder Musik. Unter körperlichen und seelischen Belastung haben die Kinder ebenfalls zu leiden. Durch die Unterstützung der Bundesregierung können die Kinder in den Ferien Angebote zur Freizeitgestaltung wahrnehmen.

Weitere Punkte sind Stärkung der Ferienfreizeiten in den Ländern, Kinderfreizeitbonus für bedürftige Familien, Erleichterung von Familienfreizeiten sowie weitere Punkte.

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