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Autoritärer Erziehungsstil: In welchem Maße strikte Regeln sinnvoll sind

Autoritärer Erziehungsstil

Kaum ein anderes Thema wird unter Eltern und Erziehungswissenschaftlern so heiß diskutiert, wie der richtige Erziehungsstil. Dabei gibt es viele verschiedene Erziehungsmethoden, welche von unterschiedlichen Norm- und Wertevorstellungen geprägt sind und in erster Linie die Grundhaltung der Eltern in der Erziehung widerspiegeln.

In diesem Artikel gehen wir näher auf die Merkmale des autoritären Erziehungsstils ein und wir klären euch über die Vor- und Nachteile dieser Erziehungsmethode auf. Zudem informieren wir euch unter anderem darüber, welche Folgen der autoritäre Erziehungsstil für Kinder mit sich bringt und welche alternativen Erziehungsmethoden es gibt.

Definition und Merkmale des autoritären Erziehungsstils

Welche Werte und Normen sind mir in der Kindererziehung besonders wichtig und wie reagiere ich, wenn sich mein Kind beim Restaurantbesuch unmöglich benimmt? Wie soll ich mich als Elternteil verhalten, sollte mein Kind im Supermarkt einen Tobsuchtsanfall bekommen? Oder was soll ich machen, wenn meine vierzehnjährige Tochter plötzlich ein Piercing haben möchte? Ab der Geburt des Kindes ist das Elternsein mit viel Verantwortung und dem Treffen von wichtigen Entscheidungen verbunden. Spätestens, wenn die Kinder etwas älter sind, müssen sich die Eltern mit der Kinderziehung und somit mit den verschiedenen Erziehungsstilen beschäftigen. Zu den bedeutendsten und bekanntesten pädagogischen Erziehungsmethoden gehört der autoritäre Erziehungsstil. Doch was genau können sich Eltern unter dieser Form der Erziehung vorstellen?

Geprägt ist der autoritäre Erziehungsstil vor allem durch elterliche Dominanz, Disziplin, Regeln, Strenge sowie hohen Anforderungen und Erwartungen. So bestimmen die Eltern zum Großteil, wie der Tagesablauf gestaltet wird und welche Aktivitäten stattfinden. Das Kind hat hingegen nur wenig oder gar kein Mitspracherecht. Indem die Eltern fast alles allein entscheiden, spielen die Bedürfnisse und Wünsche des Kindes lediglich eine untergeordnete Rolle, wohingegen die Vorstellungen sowie Bedürfnisse der Eltern stets im Vordergrund stehen. Kennzeichnend für den strengen autoritären Erziehungsstil ist somit die hierarchische Struktur, die häufig wenig Spielraum für eine emotionale Unterstützung des Kindes lässt.

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Den aufgestellten Regeln der Eltern muss Folge geleistet werden, wohingegen Widerworte oder Vorschläge des Kindes nicht geduldet und sofort im Keim erstickt werden. Zudem sind Befehle und Anordnungen bei dieser Form der Kindererziehung an der Tagesordnung, weshalb sowohl das Handeln als auch das Denken des Kindes von den Eltern gelenkt und gleichzeitig kontrolliert wird. Werden die Regeln und Anweisungen nicht ausreichend in die Tat umgesetzt, sind Bestrafungen, Zurechtweisungen, Verbote und in einigen Fällen sogar körperliche Züchtigungen die Folge für das „ungehorsame“ Kind. Ein Lob für das Verhalten oder Benehmen des Kindes wird hingegen nur selten ausgesprochen und fällt zudem eher sachlich und emotionslos aus.

Die Rahmenbedingungen und die Kriterien im Alltag der Kinder werden demzufolge ausschließlich von den Eltern festgelegt, wobei neben Gehorsamkeit auch Ordnung sowie Sauberkeit bei der Erziehung im Vordergrund stehen. Anerkennung, Herzlichkeit, Nähe, Zuwendung sowie Geborgenheit erfahren die Kinder bei einer autoritären Erziehung nur äußerst selten oder überhaupt nicht und auch liebevolle Gesten im Alltag sind Mangelware. Durch die Disziplin und die strengen Regeln rückt die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind in den Hintergrund, was durchaus negative Auswirkungen auf das Verhältnis haben kann.

Nachfolgend haben wir euch die wichtigsten Merkmale des autoritären Erziehungsstils auf einen Blick zusammengefasst:

  • Belohnung und Bestrafung sind kennzeichnend
  • Die Eltern erteilen Befehle und Anordnungen
  • Das Kind hat kein oder nur kaum Mitspracherecht
  • Kaum emotionale Unterstützung seitens der Eltern
  • Freundlicher, aber unterkühlter Umgangston bestimmt den Alltag des Kindes
  • Freizeitaktivitäten werden vorwiegend von den Eltern bestimmt
  • Lob wird nur selten ausgesprochen, Kritik hingegen häufig
  • Tadel, Drohungen und Einschüchterungen der Eltern sind keine Seltenheit
  • Kinder müssen tun, was die Eltern sagen
  • Emotionen, Bedürfnisse, Meinungen und Wünsche der Kinder spielen eine untergeordnete Rolle
  • Die Verantwortung liegt ausschließlich bei den Eltern

Zudem sind Aussagen wie „Ich bestimme, wann du dich mit einem Freund triffst“, „Du bleibst so lange sitzen, bis der Teller leer gegessen ist“ oder „Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, tust du, was ich dir sage“ charakteristisch für den autoritären Erziehungsstil.

Gut zu wissen:
Die autoritäre Erziehung erfolgt nach dem Belohnungs- und Bestrafungsprinzip. Indem außerdem strenge Regeln aufgestellt werden, ist der Handlungsspielraum des Kindes stark eingegrenzt. Gleichzeitig sind die Erziehungsmethoden darauf ausgelegt, dass ein angebliches Fehlverhalten verhindert oder gegebenenfalls bestraft wird.

Folgen der autoritären Erziehung

Vor etwa 100 Jahren war der autoritäre Erziehungsstil weit verbreitet und beinahe alle Kinder wurden von ihren Eltern sehr streng erzogen. Aus gutem Grund wird die strikte autoritäre Erziehungsmethode heutzutage nur noch selten angewendet, denn dieser sehr strenge Erziehungsstil hat durchaus negative Auswirkungen auf das Kind. Durch die vielen oft strengen Regeln leiden vor allem die Individualität und das Selbstwertgefühl des Kindes, was mitunter dazu führt, dass sich Kinder von autoritären Eltern häufig nicht trauen, ihre Meinung zu äußern. Somit sind sowohl die Meinungsbildung als auch das Selbstbewusstsein im Alltag des Kindes beeinträchtigt.

Da die meisten Entscheidungen von den Eltern getroffen werden, leiden zudem häufig die Kreativität sowie die Spontanität der Kinder. Indem die Kinder keinen Spielraum zur freien Entfaltung haben, wird die Bildung der eigenen Persönlichkeit und Selbstständigkeit erschwert, was im Erwachsenenleben häufig zu Problemen im sozialen Umfeld und in zwischenmenschlichen Beziehungen führt. Durch den recht unpersönlichen und oft etwas unterkühlten Umgang der Eltern fühlen sich die Kinder häufig emotional vernachlässigt, was eine Bindung zu anderen Menschen erschwert.

Autoritärer Erziehungsstil Folgen

In einigen Fällen kommen sogar heute noch körperliche Züchtigungen als Form der Bestrafung zum Einsatz, was nicht selten zu einem aggressiven, herrischen sowie ich-bezogenen Verhalten des Kindes vor allem gegenüber Schwächeren führt. Die Aggressivität wird außerdem dadurch gefördert, dass die Wünsche sowie Bedürfnisse des Kindes von den Eltern oft nicht wahrgenommen oder nicht ernst genommen werden. Somit stellen aggressive Handlungen meist einen Hilferuf nach Aufmerksamkeit dar. Hinzu kommt, dass sich die Kinder außerhalb ihres Elternhauses nicht unterordnen können, was vor allem in der Schule oder beim Spielen in der Freizeit zu Problemen führen kann. Auch im Sprachgebrauch des Kindes macht sich die aufgestaute Aggressivität bemerkbar, indem häufig Wörter wie „ich“, „mein“ oder „mir“ verwendet werden.

Allerdings kann auch das Gegenteil der Fall sein und autoritär erzogene Kinder werden in die Opfer- und Außenseiterrolle gedrängt. Das Ergebnis ist, dass sich die Kinder häufig hilflos, wehrlos und alleingelassen fühlen, was sich natürlich auf das Selbstbewusstsein und das Vertrauen gegenüber anderen Personen auswirkt. Des Weiteren bleiben einige Kinder aufgrund des autoritären Verhaltens ihrer Eltern auch im Erwachsenenalter oft von Anweisungen und Entscheidungen anderer Personen abhängig, was wiederum Unselbstständigkeit und Versagensängste zur Folge haben kann. In den schlimmsten Fällen führt eine sehr autoritäre Erziehung in der Kindheit zu psychischen Problemen, paranoiden Verhaltensweisen, Zwangsstörungen sowie narzisstischen oder gar sadistischen Zügen. Kinder, die sehr autoritär erzogen werden, neigen später zudem häufiger dazu, ebenfalls diesen Erziehungsstil bei ihrem eigenen Nachwuchs anzuwenden.

Zusammengefasst, treten beim autoritären Erziehungsstil vor allem folgende Schwierigkeiten auf:

  • Gesteigerte Aggressivität beim Kind
  • Kind wird in eine Opferrolle gedrängt
  • Kreativität und Spontanität können nicht richtig ausgelebt werden
  • Unterwürfigkeit bleibt auch im Erwachsenenalter bestehen
  • Kind ist auch später von den Entscheidungen anderer Personen abhängig
  • Mangelndes Selbstwertgefühl und fehlendes Selbstbewusstsein
  • Eigene Entscheidungen können nur schwer getroffen werden
Gut zu wissen:
Die genauen Folgen des autoritären Erziehungsstils hängen unter anderem von der Sensibilität des Kindes sowie der tatsächlichen Strenge der Eltern ab.

Hat der autoritäre Erziehungsstil auch Vorteile?

Im Großen und Ganzen halten sich die Vorteile einer strikt autoritären Erziehungsmethode in Grenzen. Nichtsdestotrotz sollten gewisse autoritäre Elemente in jeder Erziehung vorhanden sein, denn für ein gemeinsames Miteinander sind klare Regeln und Grenzen essenziell. Auch ist es wichtig, dass Kinder lernen, sich in bestimmten Situationen unterordnen zu können. Spätestens im Berufsleben ist das Unterordnen eine wichtige Eigenschaft, die von vielen Vorgesetzten vorausgesetzt wird. Wichtig ist in erster Linie, ob die autoritären Mittel dem Wohl und zum Schutz des Kindes dienen oder lediglich der elterliche Wille durchgesetzt werden soll.

Hier kann folgendes Beispiel für Klarheit sorgen:

Eure dreizehnjährige und pubertierende Tochter möchte den Abend mit Freunden in einer Diskothek verbringen und fragt nach euer Erlaubnis, die ihr höchstwahrscheinlich und zurecht nicht erteilt. Ihr sucht das Gespräch mit eurer Tochter, um ihr die Gründe für eure Entscheidung mitzuteilen. Möchte sich eure Tochter dennoch euren Anweisungen widersetzen, werdet ihr den Diskobesuch nochmals ausdrücklich verbieten und unter Umständen Konsequenzen oder eine Strafe androhen.

In diesem Falle handelt ihr nach dem autoritären Erziehungsstil, der allerdings in Situationen wie diesen durchaus angebracht ist, denn ihr handelt zum Wohl und Schutz eures Kindes und gleichzeitig schützt ihr euch selbst vor rechtlichen Konsequenzen. Eine autoritäre Erziehung ist somit in bestimmten Situationen durchaus sinnvoll und angebracht. Zudem ist es manchmal einfach nötig, sein Kind für Handlungen zu tadeln oder auch zu bestrafen. Körperliche Züchtigungen und die Persönlichkeit des Kindes zu kritisieren sind allerdings immer tabu.

Gut zu wissen:
Sobald die elterliche Autorität als Machtinstrument benutzt wird und nicht mehr das Wohl des Kindes im Vordergrund steht, wird der autoritäre Erziehungsstil bedenklich. Macht euch deshalb im Vorfeld und vor allem situationsbedingt Gedanken darüber, ob und in welchem Ausmaß eure Autorität angebracht ist und vergesst nicht, dass Autorität stets mit Verantwortung zu tun hat.

Das Gegenteil der autoritären Erziehung: Laissez-Faire

Die Kinder dürfen die Wände in ihrem Zimmer nach Lust und Laune anmalen und das ohne, dass Konsequenzen drohen. Auch, wenn das Kind bis in die Nacht und stundenlang vor dem Fernseher sitzt, stellt für die Eltern kein Problem dar. Eigentlich kaum vorstellbar, oder? Doch bei diesen Beispielen handelt es sich tatsächlich um eine Art der Kindererziehung, genau genommen, um den sogenannten Laissez-Faire-Erziehungsstil, der das spiegelbildliche Extrem der autoritären Erziehung darstellt. Doch was genau bedeutet die Erziehungsmethode Laissez-Faire noch?

Im Großen und Ganzen drückt Laissez-Faire aus, dass die Kinder machen können, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Anders als beim autoritären Erziehungsstil werden bei Laissez-Fair somit keine festen Strukturen und nur sehr wenige Regeln sowie Grenzen vorgegeben. Das bedeutet, dass die Kinder in ihrer Erziehung ohne klaren Rahmen auskommen müssen, wodurch ihnen wiederum wichtige Orientierungspunkte fehlen. Aufgrund der Schwierigkeiten, welche Laissez-Faire mit sich bringt, stehen Pädagogen diesem Erziehungsstil kritisch gegenüber.

Gut zu wissen:
Begründet wurde der Laissez-Faire-Erziehungsstil in den Ansichten und Forschungen zur experimentellen Sozialpsychologie von Kurt Lewin (1890 – 1947). Einem bedeutenden Pionier in Sachen moderner Sozialpsychologie aus dem 20. Jahrhundert.

Indem die Kinder ihre eigenen Entscheidungen treffen, sollen sowohl die Kreativität als auch die Selbstständigkeit gefördert werden. Dabei übernehmen die Eltern jedoch keinerlei Verantwortung und handeln in ihrer stets passiven Rolle nicht unbedingt zum Vorteil des Kindes. Weder werden die Kinder für ihre Handlungen oder schulischen Erfolge gelobt noch werden diese für etwas bestraft. Auch in Entscheidungen werden die Kinder nicht einbezogen, was mitunter dazu führt, dass anstelle eines familiären Miteinanders eher ein Nebeneinander herrscht.

Ein weiteres Problem dieser Erziehungsmethode ist, dass sowohl eine elterliche Vorbildrolle als auch die Vermittlung von Werten Fehlanzeige sind, was die gesamte Entwicklung des Kindes negativ beeinflusst. Zudem kann die fehlende Kommunikation untereinander zu Problemen im sozialen Umfeld sowie zu Bindungsschwierigkeiten im Erwachsenenleben führen.

Weitere Probleme, die der Laissez-Faire-Erziehungsstil für Kinder mit sich bringen kann:

  • Emotionen können schwer gedeutet und gezeigt werden
  • Knüpfen von Freundschaften fällt schwer
  • Fehlende Orientierung in der Lebensplanung
  • Einfügen in gesellschaftliche Strukturen wird erschwert
Bitte beachten:
Werden die Kinder die meiste Zeit sich selbst überlassen, kann der Laissez-Faire-Erziehungsstil im schlimmsten Fall zu ernsthaften psychischen Problemen führen.

Weitere Erziehungsstile im Überblick

Früher wurde grob in drei Erziehungsstile unterschieden, und zwar dem autoritären Erziehungsstil, dem antiautoritären Erziehungsstil und dem Laissez-Faire-Erziehungsstil. Im Laufe der Zeit haben sich einige zusätzliche Erziehungsstile gebildet und unter den Eltern etabliert. Im Folgenden geben wir einen kurzen Überblick über die hierzulande bekanntesten Erziehungsstile neben Laissez-Faire und der autoritären Erziehungsmethode:

Autokratischer Erziehungsstil: Die Steigerung der autoritären Erziehungsmethode ist von strengen Regeln sowie einer „starken Hand“ geprägt und duldet weder Kompromisse noch ein Mitspracherecht seitens des Kindes. Dabei werden sowohl die Selbstständigkeit als auch die Eigeninitiative der Kinder unterdrückt und nicht das Kind, sondern einzig und allein das Befolgen der vorgegebenen Regeln steht im Mittelpunkt.

Antiautoritärer Erziehungsstil: Bei dieser Erziehungsmethode, welche den Gegenpol zum autoritären Erziehungsstil darstellt, steht die Selbstentfaltung und die Eigenverantwortung des Kindes im Vordergrund. Zudem soll die Erziehung ohne Zwänge ablaufen und den Kindern neben genügend Spielraum auch Entscheidungsfreiheiten lassen. So soll unter anderem die Persönlichkeit, die Kreativität und das Selbstbewusstsein gefördert und der Gemeinschaftssinn entfaltet werden.

Demokratischer Erziehungsstil: Wie der Name schon vermuten lässt, werden beim demokratischen Erziehungsstil alle wichtigen Entscheidungen im Vorfeld mit dem Kind besprochen. Ziel ist, dass eine ausgewogene Mischung zwischen Autorität und Freiheit entsteht. Indem die Kinder die Möglichkeit haben, gewisse Dinge mitzubestimmen, können unter anderem die Selbstständigkeit, die Eigeninitiative sowie die Eigenaktivität gefördert werden. Zudem spielen sowohl die Kommunikation als auch die Interaktion mit dem Kind eine große Rolle.

Egalitärer Erziehungsstil: Bei diesem Erziehungsstil, der als Steigerung des demokratischen Stils angesehen wird, steht die absolute Gleichberechtigung zwischen Eltern und Kind im Mittelpunkt und für beide Parteien gelten stets die gleichen Rechte und Pflichten. Bevor eine Sache entschieden wird, holen die Eltern zudem stets die Meinung des Kindes ein und berücksichtigen diese in allen Entscheidungen. Eine hierarchische Struktur existiert bei dieser Erziehungsmethode somit nicht, vielmehr befinden sich Eltern und Kind auf einer Ebene.

Permissiver Erziehungsstil: Hierbei handelt es sich gewissermaßen um eine gemäßigtere Form des antiautoritären Erziehungsstils. Geprägt ist dieser Erziehungsstil unter anderem von einer Zurückhaltung der Eltern, sollte es zum Beispiel um Entscheidungen des Kindes gehen. Auf diese Art und Weise sollen die Eigeninitiative sowie die Eigenverantwortung gefördert werden. Gleichzeitig soll das Kind lernen, seine Meinung und Bedürfnisse zu äußern sowie den eigenen Standpunkt kundzutun. Um die Ziele zu erreichen, werden dem Kind jedoch hin und wieder Grenzen gesetzt, weshalb sich der permissive etwas vom Laissez-Faire-Erziehungsstil unterscheidet.

Negierender Erziehungsstil: Bei diesem Erziehungsstil sind die Eltern weder an der Entwicklung noch am Verhalten ihres Kindes interessiert, weshalb im Grunde genommen gar keine Erziehung stattfindet und die Kinder aufgrund fehlender Rechte und Pflichten völlig auf sich allein gestellt sind. Zudem besteht kaum eine Zuneigung oder emotionale Beziehung zum Kind.

Mittelweg als Erziehungsmethode

Um die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes nicht negativ zu beeinträchtigen, raten Erziehungsexperten und Pädagogen von einer strikten autoritären Erziehungsmethode ab. Befürwortet wird hingegen der sogenannte und oben ebenfalls beschriebene demokratische Erziehungsziel. Des Weiteren ist es durchaus möglich und sinnvoll, mehrere Methoden miteinander zu kombinieren: So können in eine vorwiegend demokratische Kindererziehen durchaus auch autoritäre Elemente einfließen.

Konzept der Erziehungsstile nach Kurt Lewin

Der Sozialpsychologe Kurt Lewin (1890 – 1947) gilt nicht nur als einer der erfolgreichsten Pioniere in Sachen Psychologie, sondern auch als Begründer der Erziehungsstilforschung. Gemeinsam mit zwei Kollegen entwickelte Lewin in den 1930er Jahren in den USA ein typologisches Konzept, in welchem er die Wirkungen unterschiedlicher Erziehungsstile auf Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren und deren Leistungsverhalten erforscht hat.

Dabei gingen die drei Forscherkollegen wie folgt vor: Aus den Kindern wurden drei Gruppen gebildet und diesen jeweils ein erwachsener Gruppenleiter zugeteilt. Wie sich die ausgewählten Gruppenleiter bei der Forschungsarbeit verhalten sollen, wurde im Vorhinein von Lewin und seinen beiden Kollegen genau festgelegt. Um aussagekräftige Ergebnisse erhalten zu können, trafen sich die Kinder mehrere Monate lang regelmäßig mit ihren Gruppenleitern und führten gemeinsam Bastel- und Werkarbeiten durch. Sowohl die Tätigkeiten, die Gespräche als auch das Verhalten der Kinder und Gruppenleiter wurden von den Beobachtern sorgfältig dokumentiert und im Anschluss ausgewertet.

Auf Grundlage dieser Forschungsergebnisse klassifizierte Lewin folgende drei Erziehungsstile:

  • Autoritärer Erziehungsstil
  • Demokratischer Erziehungsstil
  • Laissez-Fair-Erziehungsstil

Die Klassifikationen Lewins stellten dabei eine Grundlage der Klassifikationen von Erziehungsstilen dar und wurden bis in die 70er Jahre als Standard angesehen. Nach wie vor zählt das typologische Konzept nach Kurt Lewin zu den bekanntesten und einflussreichsten Erziehungsstil-Modellen. Neben Lewin finden auch die Klassifizierungen von Martin, Baumrind sowie Maccoby Verwendung in dem Gebiet der Erziehung.

Gesellschaftlicher Wandel in Sachen Erziehung

Lange Zeit war der autoritäre Erziehungsstil das vorherrschende Modell in der Erziehung von Kindern. So wurden unsere Großeltern und zum Teil auch noch unsere Eltern mit sehr strenger Hand, Disziplin und Gehorsam erzogen und nicht selten war es der Fall, dass körperliche Züchtigungen in die Erziehung eingeflossen sind. Erst in den 1960er Jahren und im Zuge der Studentenbewegungen hat ein Umdenken in Sachen Kindererziehung in der Gesellschaft stattgefunden und das bis dato etablierte Erziehungsmodell musste liberaleren Erziehungsformen weichen.

Infolgedessen wurde die autoritäre Erziehung nicht nur in der Familie, sondern auch in der Schule zunehmend infrage gestellt und die antiautoritäre Erziehung oder andere alternative Modelle fanden immer mehr Befürworter. Heutzutage ist die strikte autoritäre Erziehung deutlich weniger und gleichzeitig in einer abgeschwächten Form verbreitet.

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