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Diabetes bei Kindern – Darauf muss geachtet werden

Diabetes bei Kindern

Diabetes! Der erste Moment der Diagnose für Euren Nachwuchs lässt euch zunächst meist etwas irritiert zurück. Doch keine Angst, ihr lernt sehr schnell, wie der veränderte Alltag zu meistern ist. In speziellen Schulungen wird euch und eurem Kind beigebracht, was wichtig ist, was ihr zu beachten habt und was euer Kind dennoch alles machen kann. Meist ist es ein Typ-1-Diabetes, die bei Kindern diagnostiziert wird. Seltener ist der Typ-2-Diabetes, der vor allem durch Übergewicht und ungesunde Ernährung auftritt.

Was ist Typ-1-Diabetes?

Dabei handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, wobei das Immunsystem gegen den eigenen Körper arbeitet. Die Erkrankung greift die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse an. Diese Zellen sind für die Produktion des körpereigenen Stoffs Insulin zuständig und leiten den Zucker aus dem Blut in die Zellen. Wenn die Beta-Zellen zerstört sind, produziert der Körper eures Kindes kein Insulin mehr und der Blutzuckerspiegel steigt. Typische Symptome einer Typ-1-Diabetes-Erkrankung sind großer Durst, Gewichtsverlust, Müdigkeit, Übelkeit und häufiges Wasserlassen. Oft entsteht ein Typ-1-Diabetes innerhalb weniger Tage oder Wochen. Ihr solltet deshalb so schnell wie möglich zu einem Arzt gehen und die Symptome abchecken lassen. Ohne das lebenswichtige Insulin kommt es zu Stoffwechselentgleisungen, die sogar tödlich enden können.

Was ist Typ-2-Diabetes?

Früher war diese Form der Diabetes als „Altersdiabetes“ bekannt. Dieser Begriff ist veraltet, denn immer mehr Kinder und junge Erwachsene erkranken daran. Diese Krankheit kann vererbt werden oder ist auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen. Meist verursachen Übergewicht und Bewegungsmangel den Typ-2-Diabetes.

Produziert der Körper über viele Jahre hinweg hohe Mengen an Insulin, sinkt dadurch die Leistungsfähigkeit der Bauchspeicheldrüse. Bei falscher Ernährung entwickeln die Körperzellen zudem eine gewisse Resistenz gegen Insulin. Das Verhältnis von produziertem und benötigtem Insulin verfälscht sich zunehmend, bis der Blutzucker entgleist.

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Als erste Maßnahme gilt bei Kindern eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung, damit Gewicht reduziert werden kann. Bei Typ-2-Diabetes wird nicht wie bei Typ-1-Diabetes mit Insulin therapiert, sondern zuerst mit Tabletten. Mit der Behandlung soll der Blutzucker möglichst im normalen Bereich gehalten werden. Infolge dauerhafter hoher Blutzuckerwerte können akute Stoffwechselentgleisungen vorkommen, die Organ- und Gefäßschäden zur Folge haben. Einblicke in die Thematik gibt das folgende Video des SWR:

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Zu hohe und zu niedrige Blutzuckerwerte – erkennen und reagieren

Mit der Blutzuckermessung behält euer Kind einen Überblick auf den Blutzuckerspiegel. Damit euer Kind die Symptome erkennt und dementsprechend richtig reagiert, wird es in den speziellen Schulungen umfassend aufgeklärt.

Unterzucker

Bei einer Unterzuckerung fällt der Blutzuckerspiegel stark ab. Erfahrungen haben gezeigt, dass Schulkinder die Anzeichen sehr gut erkennen. Kleinkinder und Kindergartenkinder können die Symptome nicht richtig zuordnen und müssen daher gut von den Eltern und Betreuern beobachtet werden.

Warum kann der Blutzuckerspiegel sinken?

  • Mahlzeit vergessen
  • Zu viel Insulin gespritzt (oftmals Fehler bei der Blutzuckermessung)
  • Vor Sport nicht die Insulindosis gesenkt
  • Magen-/Darminfekte mit Erbrechen und Übelkeit (Kohlenhydrate gelangen nicht in das Blut)

Welche Warnzeichen bei einer leichten Unterzuckerung gibt es?

  • Schneller Puls
  • Schweißausbrüche
  • Zittern
  • Blässe um Mund und Nase
  • Konzentrationsstörungen
  • Heißhunger
  • Veränderte Schrift
  • Verhaltensänderungen

Meist treten diese Beschwerden auf, wenn der Blutzuckerspiegel auf unter 70 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) fällt.

Welche Warnzeichen gibt es bei einer schweren Unterzuckerung?

  • Seh- und Sprachstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Schläfrigkeit, Verwirrtheit
  • Konzentrationsstörungen
  • Verhaltensänderungen
  • Veränderte Schrift
  • Krampfanfall
  • Bewusstlosigkeit

Merkt euer Kind, dass es unterzuckert ist, soll es sofort Kohlenhydrate zu sich nehmen und jede Anstrengung vermeiden. Danach bessert sich der Zustand ziemlich schnell. Trotzdem soll euer Kind nicht unbeaufsichtigt bleiben. Bei einer schweren Unterzuckerung mit Bewusstlosigkeit ist es am besten, sofort den Notarzt zu rufen.

Hoher Blutzucker

Manchmal kann der Blutzucker zu hoch sein. Ursachen sind möglicherweise eine falsche Ernährung, ein Fehler beim Spritzen, Infekte oder auch ein Bewegungsmangel. Hält der hohe Blutzucker länger an, ist der Beginn einer Stoffwechselentgleisung (Ketoazidose) möglich. Erste Warnzeichen sind ein Azetongeruch der Atemluft und starker Durst. Dieser Insulinmangel kann bei Werten ab 250 mg/dl (13,9 mmol/l) auftreten. Ob sich eine Ketoazidose anbahnt, ist über einen Blut- oder Urintest herauszufinden (Ketontest). Ist das Ergebnis positiv, solltet ihr sofort mit eurem Kinderdiabetologen Kontakt aufnehmen. Erste Vorsorgemaßnahmen ist viel trinken und eine Insulingabe. Verbessert sich der Stoffwechsel nicht, kann ein diabetisches Koma die Folge sein.

Erste Warnzeichen für hohen Blutzucker sind:

  • Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen
  • Häufiger Harndrang
  • Starker Durst
  • Azetongeruch (ähnlich wie Nagellackentferner oder faules Obst)
  • Rasche Ermüdung

Jede noch so kleine Änderung bei eurem Kind solltet ihr aufmerksam beobachten und vorsichtshalber zum Arzt gehen. Hilfreich kann sein, wenn ihr alle Testergebnisse sorgfältig notiert. Habt ihr ein iCGM- oder FGM-System geschieht die Speicherung automatisch. Viele einfache Blutzuckermessgeräte haben ebenfalls einen elektronischen Speicher. Die Werte könnt ihr dann abrufen und auf einen Computer übertragen. Mit diesen Daten kann der Arzt die Insulintherapie dementsprechend anpassen.

Welche Möglichkeiten gibt es für die Blutzuckermessung?

Die regelmäßige Messung des Blutzuckerspiegels ist für euer Kind enorm wichtig, damit Schwankungen schnell erkannt werden können. Dafür gibt es verschiedene Systeme:

CGM-System

Bei diesem System wird an der Hüfte oder am Bauch ein dünner, wenige Millimeter langer Sensorfaden eingestochen. Dieser misst im Unterhautfettgewebe ständig den Zuckergehalt. Der Sensor wird circa alle sechs bis zehn Tage ersetzt. Auf dem Sensor ist ein Sender angebracht, der die Werte beispielsweise an ein Smartphone überträgt. Der aktuelle Zuckerverlauf ist ersichtlich und anhand von Pfeilen wird angezeigt, ob der Zucker steigt oder fällt. Beim Überschreiten der individuell festgelegten Grenzwerte ertönt ein Alarmsignal. Bei einem drohenden Unterzucker könnt ihr oder euer Kind rechtzeitig geeignete Maßnahmen ergreifen. Es gibt unterschiedliche CGM-Systeme, die früher warnen oder die mindestens zweimal täglich per Blutzuckermessung kalibriert werden müssen, ansonsten stimmen die Werte nicht. Weitere Details hält dieses Video bereit:

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FGM-System

Ein Flash Glucose Monitoring (FGM) arbeitet ähnlich wie ein CGM-System. Allerdings müsst ihr hier den Scanner selbst über den Sensor halten. Als Scanner dient ein Smartphone mit entsprechender App oder das mitgelieferte Messgerät. Das Scannen ist alle 8 Stunden erforderlich, um ein ununterbrochenes Profil zu erhalten. Bei diesem Verfahren könnt ihr den Sensor 14 Tage nutzen. Das neue iscCGM-System hat eine Alarmfunktion, wenn der Blutzucker von den individuellen Werten abweicht. In diesem Fall ist ein Scan erforderlich, um den aktuellen Glukosewert zu sehen. Die gemessenen Werte beim FGM-System werden so umgerechnet, dass sie ungefähr mit den Blutwerten übereinstimmen. Beim CGM-System verzögert sich der gemessene Wert gegenüber den Blutwerten um 10 bis 20 Minuten. Schulkinder übernehmen oft selbst die Messung, während bei kleineren Kindern noch die Hilfe von Erwachsenen nötig ist. Beim Auslesen der Messergebnisse und der Berechnung der Insulinmenge müsst ihr wahrscheinlich noch Hilfe leisten.

Ist Sport möglich?

Kinder besitzen einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Wenn euer Kind an Typ-1-Diabetes erkrankt ist, soll es sich sogar bewegen und Sport machen. Es ist genauso leistungsfähig wie andere Kinder und kann uneingeschränkt beim Sport in der Schule mitmachen. Dennoch gibt es einiges zu beachten. Durch die Bewegung wird Energie verbraucht, die somit den Blutzucker senkt. Vor dem Sport sollte euer Kind den Blutzucker messen. Der Anfangswert des Blutzuckers vor dem Sport sollte in der Regel 150 mg/dl sein. Eine Absprache mit dem behandelnden Arzt ist wichtig für die Therapie beim Sport.

Falls der Sport anstrengender ist als geplant oder die Wanderung mehrere Stunden dauert, sollte euer Kind kurze Pausen für eine zusätzliche Zwischenmahlzeit einlegen. Auch vor unerwarteten sportlichen Aktivitäten sollte euer Kind vorher etwas essen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Idealerweise sollte der Blutzucker zwischen den sportlichen Aktivitäten kontrolliert werden. Sollte euer Kind einen schnellen Puls haben und stark schwitzen, könnte dies ein Anzeichen für Unterzuckerung sein.

Sollte der Blutzucker sehr hoch sein und somit einen Insulinmangel aufzeigen, ist Sport verboten. Durch das Freisetzen von Adrenalin wird Zucker freigesetzt und der Blutzuckerspiegel steigt. Ein Ketontest lässt eine gefährliche Stoffwechselentgleisung rechtzeitig erkennen.

Sollte euer Kind an einem Leistungssport teilnehmen, ist dies ebenfalls möglich. Welche Vorsichtsmaßnahmen nötig sind, solltet ihr mit eurem behandelnden Arzt abstimmen.

Was ist bei Krankheit zu beachten?

Hat sich euer Kind einen Infekt zugezogen, dann müsst ihr öfter den Blutzucker kontrollieren als sonst. Besonders bei Fieber erhöht sich der Insulinbedarf. Die Dosis ist je nach Bedarf um 10 bis 30 Prozent zu erhöhen. Sicherheitshalber fragt ihr in so einem Fall immer den behandelnden Arzt. Besonders schwierig ist es bei Erbrechen und Durchfall, denn dadurch steigt das Risiko einer Unterzuckerung. Der Körper verwertet die Kohlenhydrate nicht mehr richtig. Ebenso könnten Durchfall oder Erbrechen auch Anzeichen für eine Ketoazidose sein. Besonders für Kinder mit Diabetes ist bei diesen Symptomen ein Arztbesuch das Richtige.

Welche Ernährung brauchen Kinder mit Diabetes?

Grundsätzlich braucht jedes Kind eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung, egal ob es Diabetes hat oder nicht. Dabei stehen viele Vollkornprodukte, Obst und Gemüse auf dem Speiseplan. Dabei ist sogar eine kleine Süßigkeit, direkt nach der Hauptmahlzeit erlaubt. Spezielle Diabetiker-Lebensmittel braucht ihr nicht kaufen, im Gegenteil, der hohe Fructose-Anteil kann sogar die Leber schädigen. Eines müsst ihr allerdings beachten. Ihr müsst die Kohlenhydrate des Essens berechnen und die entsprechende Menge Insulin spritzen. Neben der Ernährung gibt es weitere wichtige Punkte bei der Vorbeugung vor Diabetes:

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Ist zu viel Salz schädlich?

Ihr solltet grundsätzlich salzarmer kochen. Das ist bestimmt eine Gewöhnungssache. Der Konsum von salzhaltigen Lebensmitteln kann später zu Bluthochdruck führen. Pro Tag sollten nicht mehr als 6 Gramm gegessen werden. Salz versteckt sich auch in Wurst, Fertiggerichten und Brot. Wenn ihr Salz kauft, dann sollte es Fluor und Jod enthalten.

Wie sieht es mit Fertiggerichten aus?

Der gelegentliche Konsum eines Fertiggerichtes ist gewiss nicht falsch, sollte aber nicht die Regel sein. Diese Produkte enthalten meist zu viel Zucker, Salz und Fett. Wenn ihr selbst kocht, könnt ihr selbst bestimmen, welche Zutaten im Gericht sind. Gesünder ist dieses Essen auf jeden Fall für euer Kind.

Welche Getränke und wie viel?

Euer Kind sollte ausreichend trinken, auch das gehört zu einer gesunden Ernährung. Für den Durst sind ungesüßte Getränke am besten. Nicht empfehlenswert sind Getränke mit Süßstoff, damit sich euer Kind nicht an den starken süßen Geschmack gewöhnt. Milch ist zwar gesund, aber kein Durstlöscher. Am besten wäre eine fettarme Milch, circa 300 bis 500 Milliliter täglich. Das ist abhängig vom Alter des Kindes. Saft und pure Molke werden mit Wasser gemischt (1:3) und sind eine gute Abwechslung. Purer Saft ist kein Durstlöscher, er kann gelegentlich eine Portion Obst ersetzen.

Auf koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, grüner oder schwarzer Tee, Cola und Energy-Drinks sollte euer Kind verzichten. Sie wirken bei Kindern viel stärker als bei Erwachsenen und können Herzrasen, Erbrechen, Schwindel, Unruhe und Schlafstörungen auslösen.

Ausreichend zu trinken ist meist eine Gewöhnungssache. Erinnert euer Kind regelmäßig daran. Besonders an heißen Sommertagen verdoppelt sich der Flüssigkeitsbedarf. Kinder haben einen höheren Wasseranteil als ein Erwachsener und schon ein leichter Flüssigkeitsmangel macht sich bemerkbar. Er kann Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit hervorrufen. Klärt mit der Schule ab, dass euer Kind zwischendurch trinken darf.

Wie hoch ist der Flüssigkeitsbedarf in welchem Alter?

Dafür gibt es Richtwerte, wie viel Flüssigkeit euer Kind täglich braucht:

  • 1 bis unter 4 Jahre – 820 Milliliter
  • 4 bis unter 7 Jahre – 940 Milliliter
  • 7 bis unter 10 Jahre – 970 Milliliter
  • 10 bis unter 13 Jahre – 1.170 Milliliter
  • 13 bis unter 15 Jahre – 1.330 Milliliter
  • 15 bis unter 19 Jahre – 1.530 Milliliter

Ist eine vegetarische oder vegane Ernährung möglich?

Vegetarisch

Eine vegetarische Ernährung ohne Fleisch und Fisch, aber mit Milchprodukten und Eiern ist möglich. Da Fleisch ein großer Lieferant an Eisen ist, muss mit pflanzlichen Lebensmitteln ausgeglichen werden. Eisenreich sind vor allem Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen, grünes Gemüse wie Spinat, Fenchel, Erbsen und Mangold. Die Aufnahme von Eisen gelingt dem Körper besonders gut, wenn sie zusammen mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln wie Zitrusfrüchten oder Paprika gegessen werden.

Kinder brauchen in der Pubertät viel Eisen und vor allem Kleinkindern kann ein Eisenmangel schaden. Der Körper bildet zu wenig rote Blutkörperchen (Anämie) und die Entwicklung des Kindes kann dadurch gestört werden.

Vegan

Für Kinder und Jugendliche ist eine vegane Ernährung nicht geeignet, auch nicht für ein Kind mit Diabetes. Ohne Nahrungsergänzungsmittel kommt es bei Kindern zu einem B12-Mangel. Er führt zu neurologischen Schäden, die teilweise nicht mehr repariert werden können und zu einer Störung der Blutbildung. Ebenfalls kann eine unzureichende Versorgung mit Eiweiß zu einer Wachstumsverzögerung führen. Durch eine vegane Ernährung ist die Auswahl der Lebensmittel sehr eingeschränkt und führt zu einem Nährstoffmangel.

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