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Affenpocken: Wie lässt sich die Ansteckung von Kindern vermeiden?

Affenpocken

Corona ist noch nicht ganz im Griff und schon beschäftigt Eltern das nächste Virus: Affenpocken. Verständlich, dass ihr euch große Gedanken macht, besonders um eure Kinder. Im Mai 2022 ist das Thema Affenpocken auch in Deutschland zur Realität geworden. Wir klären euch über alle derzeit bekannten Fakten auf und informieren euch darüber, wie ihr euch und eure Kinder schützen könnt.

Was sind Affenpocken?

Bei den Affenpocken handelt es sich um eine Viruserkrankung. Das Affenpockenvirus Orthopoxvirus simiae ist verwandt mit den menschlichen Pockenviren (Smallpox und Variola) und den Kuhpockenviren. Die Affenpocken sind sehr selten und wurden vermutlich von Nagetieren auf den Menschen übertragen. Aktuelle Erkenntnisse belegen, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.

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Woher kommen die Affenpocken?

In West- und Zentralafrika sind die Affenpockenviren (DNA-Viren) bei Nagetieren verbreitet. Als Affenpocken wird die Krankheit bezeichnet, da das Virus 1958 bei Laboraffen eine Erkrankung auslöste, die den Pocken ähnelte. Affen gelten für das Virus als Fehlwirte, genauso wie Menschen. Das Virus kann sich zwar im Organismus der Affen einnisten, sich jedoch nicht weiterentwickeln.

Meldungen über Menschen, die von Affenpocken infiziert wurden, gab es besonders in den afrikanischen Ländern Kamerun, der Republik Kongo, Nigeria und anderen west- und zentralafrikanischen Ländern. Der erste Fall von Affenpocken an Menschen wurde 1970 in der Demokratischen Republik Kongo bekannt. Es war ein 9 Monate alter Junge.

Erstmals wurden Affenpocken im Jahre 2003 an Menschen außerhalb von Afrika diagnostiziert. Die Überträger waren Nagetiere, die aus Ghana in die USA importiert wurden. Präriehunde übertrugen das Virus auf Tierhändler und Tierbesitzer. Seitdem gab es außerhalb des afrikanischen Kontinents nur selten Fälle von Affenpocken bei Menschen. Im Mai 2022 wurden in verschiedenen Ländern Fälle gemeldet, ohne dass eine Reise in die Endemiegebiete nachgewiesen wurde.

Bisher wurde die westafrikanische und zentralafrikanische Variante des Affenpockenvirus identifiziert. Die westafrikanische zeigt mildere Verläufe und gilt als weniger ansteckend.

Können Kinder an Affenpocken erkranken?

Grundsätzlich können Erwachsene wie Kinder an Affenpocken erkranken. Kinder unter 16 Jahren haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf der Krankheit, besonders immungeschwächte Kinder. Daten aus Afrika belegen diese Erkenntnis.

Das erste Kind, das in Deutschland offiziell an Affenpocken erkrankte, war im Jahr 2022 ein vierjähriges Mädchen laut dem Robert-Koch-Institut. Das Kind lebte demnach mit zwei Erwachsenen zusammen, die infiziert waren. Auch Jugendliche im Alter von 15 und 17 Jahren wurden später hierzulande mit Affenpocken infiziert.

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Kein Grund zur Panik – die Meinung von Experten!

Die Sorge ist groß bei vielen Eltern. Sie haben Angst, dass sich die Affenpocken zu der nächsten Pandemie entwickeln. Aber: ihr braucht euch keine Sorgen zu machen.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) beklagt nämlich die Panikmache, die durch die sozialen Medien geistert. Während Corona sich schnell über die Atemluft verbreitet, bieten die Affenpocken hier weit weniger Potential. Nur bei sehr engem Kontakt und dem Austausch von Körperflüssigkeiten ist eine Ansteckung möglich.

Auch Tobias Tenenbaum, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, ist dieser Meinung. Die Ansteckung von Kindern mit Affenpocken in Europa ist sehr unwahrscheinlich und eher die Ausnahme. Im Mai 2022 teilte er die Aussage, dass in Europa in keiner Familie eine Infektion mit Affenpocken aufgetreten ist. Ein Grund zur Sorge bestehe demnach für Eltern nicht.

BVKJ-Präsident Thomas Fischbach betonte, dass keine schweren Verläufe von Affenpocken bei Kindern in Deutschland bekannt sind. Laut dem Robert-Koch-Institut sind besonders Kinder unter 16 Jahren und immungeschwächte Kinder für einen schweren Verlauf gefährdet. Fischbach ist jedoch der Meinung, dass die Daten aus Afrika nicht für Europa gelten. Die schweren Verläufe von Kindern in Afrika sind meist der schlechten medizinischen Versorgung geschuldet, wenn es überhaupt Zugang zu einer medizinischen Versorgung in den jeweiligen Gebieten gibt.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) mahnt zwar dennoch zur Vorsicht und rät zur Beobachtung der weltweiten Entwicklung. Dennoch sieht die DKG keine Anzeichen für eine Affenpocken-Pandemie.

Vor allem müsst ihr bei einem Hautausschlag nicht gleich an Affenpocken denken. Wenn euer Kind keinen sehr direkten körperlichen Kontakt zu einer infizierten Person hatte, hat der Ausschlag andere Gründe wie beispielsweise Windpocken.

Sind Schwangere gefährdet?

Ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf der Erkrankung besteht laut der EU-Gesundheitsbehörde ECDC für Schwangere. Laut Erkenntnissen aus den afrikanischen Endemiegebieten ist eine Übertragung über die Plazenta auf den Fötus möglich.

Gibt es für die Affenpocken eine Impfung?

In den 1970er-Jahren bis in die 1980er-Jahre gab es eine Pflichtimpfung für Pocken. Da diese Krankheit bereits Ende der 1970er zum letzten Mal in Afrika auftrat, galt sie als besiegt. Die Pflichtimpfungen wurden 1976 in den westlichen Bundesländern und 1982 in den östlichen Bundesländern eingestellt.

Seit dem Jahre 2013 gibt es einen regulären Pocken-Impfstoff. Er kann ebenso zum Schutz gegen Affenpocken eingesetzt werden. Allerdings ist der Impfstoff erst für Personen ab 18 Jahren zugelassen. Eure Kinder unter 18 Jahren könnt ihr daher nicht impfen lassen. Bei dem Impfstoff Imvanex handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, der seit Juli 2022 auch für die Affenpocken zugelassen ist.

Ist eine Impfung bei Kindern nötig?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt keine generelle Impfung gegen Affenpocken. Vielmehr empfiehlt sie eine Impfung für bestimmte Risikogruppen. Die STIKO empfiehlt die Affenpocken-Impfung homosexuellen Männern, besonders wenn sie wechselnde Partner haben. Ebenso sollten sich Personen, die in Speziallaboren mit infektiösen Proben arbeiten gegen Affenpocken impfen lassen, sowie medizinisches Personal ohne ausreichende Schutzkleidung.

Liegt bei einem Erwachsenen bereits eine Affenpocken-Infektion vor, könnte eine Impfung noch Sinn machen. Sie müsse allerdings kurz nach der möglichen Infektion verabreicht werden.

Der MVA-BN (Modified Vaccinia Ankara-Bavaria Nordic)-Impfstoff Imvanex wird von der STIKO erst ab 18 Jahren empfohlen. Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit für Kinder gibt es noch nicht. Sollte ein Kind mit Affenpocken infiziert sein, wäre es möglich, nach einer Infektion diesen Impfstoff zu verabreichen. Dies wäre allerdings nur in begründeten Ausnahmefällen ratsam. Diese Entscheidung sollte individuell geschehen und das Risiko einer schweren Erkrankung sowie die Art des Kontakts berücksichtigen.

Es gibt allerdings mehrere Studien zu Tuberkulose- und Malariaimpfstoffen, bei denen MVA als Vektor eingesetzt wurde. Die Impfstoffe wurden im Allgemeinen gut vertragen. Nach Einschätzung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) sind die Nebenwirkungen beim Affenpocken-Impfstoff vergleichbar mit den Nebenwirkungen der Tuberkulose- und Malariaimpfstoffe.

Wie schützt ihr eure Kinder vor Affenpocken?

Zuerst die gute Nachricht, Affenpocken verbreiten sich nicht so leicht wie Corona-Viren, die über Aerosole übertragen werden. Damit sich euer Kind mit Affenpocken ansteckt, ist ein direkter und enger Kontakt mit einem Infizierten nötig.

Derzeit treten vorwiegend Affenpockenfälle bei homosexuellen Männern auf. Ebenso bewertet die ECDC die Verbreitung des Virus bei Personen mit mehreren Sexualpartnern als sehr hoch. Das Risiko einer Affenpocken-Infektion für die breite Bevölkerung, also auch für eure Kinder, schätzt das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) als gering ein.

Sollte sich dennoch in eurer Familie oder im engeren Umfeld eine Person mit Affenpocken infiziert haben, sollte jeder Kontakt zu ihr vermieden werden. Der Hausarzt beziehungsweise das Gesundheitsamt ist sofort zu informieren.

Alles Wichtige zu Affenpocken: Ansteckung, Quarantäne und Symptome

Wie werden Affenpocken übertragen?

Das Affenpockenvirus überträgt sich von Mensch zu Mensch beim direkten Kontakt von Haut oder Schleimhaut mit Körperflüssigkeiten. Das heißt, es ist also vorwiegend ein enger Kontakt nötig. Die Gefahr ist besonders bei sexuellen Kontakten groß.

In den afrikanischen Endemiegebieten konnte auch eine Übertragung über kontaminierte Gegenstände (z.B. Bettwäsche, Kleidung, Handtücher) verzeichnet werden. Hinweise, dass diese Übertragungswege im aktuellen Ausbruch eine große Rolle spielen, gibt es derzeit bei uns nicht. In den Endemiegebieten erfolgt mitunter auch eine Übertragung des Virus‘ von Tier zu Mensch und bei infizierten Schwangeren auf das ungeborene Kind. Möglich ist auch eine Übertragung während oder nach der Geburt.

Die typischen Hautveränderungen, sogenannte Pockenläsionen, enthalten eine besonders hohe Viruskonzentration. Sowohl der Bläscheninhalt, als auch der Schorf sind infektiös. Infizierte sind ansteckend, solange die Läsionen nicht abgeheilt sind. Das dauert in der Regel zwei bis vier Wochen. Die theoretische Vermutung, dass Atemwegsekrete (also eine Tröpcheninfektion) das Virus übertragen können, ist nicht belegt. Auch eine Ansteckung bei nur unspezifischen Symptomen wie Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen sowie Fieber und bevor die Hautläsionen erkennbar sind, wäre denkbar, ist aber nicht erwiesen.

Eine besonders hohe Viruslast zeigt sich auf Wunden im Mund (auch im Speichel) und auf Schleimhäuten. Auf kleinen Hautverletzungen und allen Schleimhäuten (Mund, Augen, Nase, Anus, Genitalien) gelangt das Affenpockenvirus in den Körper. Unwahrscheinlich erscheint bislang eine Übertragung über ausgeatmete Aerosole über größere Distanzen. Die Viren gelangen also über den reinen Hautkontakt in den Körper. Ob dies auch bei sexuellem Kontakt übertragen wird, ist derzeit noch nicht geklärt.

Welche Symptome gibt es?

Die Symptome gleichen meist denen einer Grippe: Fieber, Frösteln, Kopf-, Rücken- und Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit und geschwollene Lymphknoten. Infizierte Menschen, die keine allgemeinen Krankheitssymptome haben, sind ebenfalls bekannt. Als charakteristisch ist der Hautausschlag zu bezeichnen. Teils ist er sehr schmerzhaft und äußerst sich anfangs zu einem Fleck und wird dann zur Pustel, die später verkrustet und abfällt. Das RKI hat an dieser Stelle Bilder über die einzelnen Stadien der Affenpocken veröffentlicht.

Grundsätzlich kann der Hautausschlag am ganzen Körper auftreten, beispielsweise im Gesicht, im Genital- oder Analbereich, der Brust, an den Händen, an den Augen oder im Mund. Diese Hautveränderungen heilen meist ohne Behandlung wieder ab und halten zwei bis vier Wochen an. Narben können allerdings zurückbleiben. In diesen Hautläsionen ist eine besonders große Viruslast vorhanden und sie sollten deshalb nicht aufgestochen oder aufgekratzt werden.

Wie sehen schwere Verläufe aus?

Besonders Kinder, dazu gehören auch Neugeborene, sowie alte Menschen, Schwangere und immungeschwächte Menschen sind einem höheren Risiko ausgesetzt, schwer an Affenpocken zu erkranken, so das RKI. Bisher gibt es jedoch in Europa bei Kindern nur schwache oder gar keine Symptome.

Als Komplikationen werden bakterielle Superinfektionen bezeichnet, Lungenentzündungen, Verwirrtheit, Hautinfektionen und Augeninfektionen, die zur Erblindung führen können. Laut WHO sterben in Zentral- und Westafrika circa 3 bis 6 Prozent der Menschen mit gemeldeten Fällen von Affenpocken. Bei immungeschwächten Personen und Kindern wird sogar eine Fallsterblichkeit von 11 Prozent angenommen. In Deutschland ist noch kein Todesfall bekannt. Statistische Details zu den Affenpocken lassen sich auf dieser Seite nachlesen.

Wie werden Affenpocken diagnostiziert?

Die Proben für die Diagnostik werden aus dem Pustelinhalt, der Bläschenflüssigkeit oder den Krusten entnommen. Eine verlässliche Diagnose erfolgt nur in einem Labor der Schutzstufe drei mittels eines PCR-Tests (Polymerase-Ketten-Reaktion).

Wie lange ist die Inkubationszeit?

Nach bisherigen Erkenntnissen kann die Inkubationszeit zwischen 3 und 4 Tagen, maximal 21 Tagen betragen. Als Inkubationszeit wird die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit bezeichnet. Bei 28 Prozent der Fälle in Deutschland betrug laut RKI die Inkubationszeit nur 1 bis 3 Tage.

Ist eine Quarantäne nötig?

Derzeit gibt es keine offizielle Quarantäneempfehlung, dennoch sollte sich jedermann beim Bekanntwerden einer Infektion mit Affenpocken freiwillig in Quarantäne begeben. Wenn möglich, sollte die Person in einem extra Zimmer untergebracht werden. Der Zugang zu einem eigenen Badezimmer ist empfehlenswert.

Zu bedenken ist, dass sich das Virus monatelang auf Flächen und Textilien halten kann. Auch ein enger Kontakt zu den Infizierten ist unbedingt zu vermeiden. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr sollten Gegenstände und Bettzeug nicht mit anderen Menschen geteilt werden.

Ab dem ersten Auftreten klinischer Symptome sollte sich der Infizierte in Quarantäne begeben. Sie dauert mindestens 21 Tage. Bei Personen ohne Symptome beginnt die Quarantäne ab dem Zeitpunkt der Diagnose. Die Quarantäne dauert in jedem Fall so lange, bis die Krusten und die Läsionen vollständig abgeheilt sind.

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